Der neue Vorsitzender des Tennisvereins an der Hüttenallee beabsichtigt, die Zukunft mit den Mitgliedern zu gestalten Stiller – der neue Chef bei BW Krefeld
Krefeld · Noch bevor sich der neue Vorsitzende in den Wander-Urlaub nach Österreich aufmachte, war Olaf Stiller noch mit seinem Vater beim italienischen Gastronom auf der Tennis-Anlage von Blau-Weiß Krefeld essen.
Da hielt es der neue Vereins-Chef nicht anders als bisher als normales Vereinsmitglied. Stiller, der neue Vorsitzende des Tennisclubs BW Krefeld, will präsent sein. Ob an ruhigen Sommerabenden oder an Heimspieltagen der Bundesliga, die aber 2020 wegen der Corona-Pandemie ausfällt. An der Hüttenallee am vom Stadtwald umrankten Clubhaus hat sich Stiller schon immer wohl gefühlt. „Hier ist immer etwas los. Es ist ein tolles Ambiente“, sagt Stiller, der vor wenigen Tagen zum neuen Vorsitzenden gewählt wurde – per Briefwahl, aufgrund des Versammlungsverbots. Mit deutlicher Mehrheit setzte er sich gegen Peter Vogel durch. Ein Mannschaftskamerad, zu dem er aber ein „tolles Verhältnis“ habe. Man sei eben in einem „lebendigen Verein.“ Sein Stellvertreter bleibt Premal Desai, der vor einem Jahr in den Vorstand gewählt worden war und noch ein Jahr amtiert.
In der DDR war er einst
bester Nachwuchsspieler U 18
Der neue Chef muss nun die Interessen von etwa 600 Mitgliedern zusammenführen. Olaf Stiller und Blau-Weiß, das ist eine jahrelange Liaison. Der 52-Jährige stammt aus Ostberlin, was sein Dialekt unmissverständlich preigibt. Zwar berlinert er heute noch gerne, Krefeld bezeichnet er aber mittlerweile als seine Heimat. Seit 31 Jahren ist er nun am Niederrhein, seit seiner Flucht aus der DDR im Herbst 1989, die er über Ungarn antrat. Stiller war einmal bester Nachwuchs-Tennisspieler der DDR in der Altersklasse U18, führte die Rangliste an. Das war 1985. Er spielte danach in der Oberliga, der höchsten Liga für Herren jenseits der innerdeutschen Grenze. Nach seiner Ankunft am Niederrhein schlug er Filzbälle in Schiefbahn, später wurde er Mannschaftstrainer beim TuS St. Hubert, wirkte dort vier Jahre lang. In Verberg baute er sich ein Haus. Später entdeckte er Blau-Weiß für sich. Noch heute spielt er in der Herren 50.
Ex-Vereinschef Hajo Ploenes stellte den Kontakt zu Stiller her
Bekanntheit über den Tennisplatz hinaus genießt Stiller auch bei Anhängern des KFC Uerdingen. Mit ihm als Vorstandsmitglied und Verwaltungsrat gelang es im Januar 2008 den Meerbuscher Geschäftsmann Agissilaos „Lakis“ Kourkoudialos als „Retter“ ins Boot zu holen und so die Insolvenz noch abzuwenden. Stiller ist Unternehmer in vielerlei Hinsicht. Bei der Schneekoppe GmbH ist er Gesellschafter, er führt einen Ableger der Immobilien-Verwaltungsgesellschaft IDS und betreibt die Bowlingarena in Moers.
Der ehemalige Vereinspatron Hajo Ploenes, der im Klub über 30 Jahre bis 2019 das Wort geführt hatte, trat an Olaf Stiller vor einiger Zeit schon heran. Auch Premal Desai fragte ihn, ob er sich das Amt vorstellen könne. Stiller sagte Ja. Der neue Vorsitzende will die Bande zwischen Stammverein und der Bundesliga-Mannschaft wieder enger knüpfen. Sein gutes Verhältnis zum Teamchef Olaf Merkel will er nutzen, um die Wogen zu glätten und das Bundesliga-Team für das nächste Jahr gut aufzustellen. „Meine Doppelrolle ist vorteilhaft, weil ich erstens die Vereinsinteressen wahren will aber auch Sponsoren finden möchte, die unsere Bundesliga-Mannschaft unterstützen.“ Es müsse dort nicht mehr heißen: Höher, schneller, weiter, „das kostet am Ende auch immer mehr Geld.“
Der Chef will die Digitalisierung im Verein vorantreiben
Der Etat wurde durch die Erfolge zuletzt gerne mal etwas überreizt. Schlagzeilen wie diese, dass Olaf Merkel, der in Moers eine Tennis-Akademie gegründet hat und im Winter angeblich ein „Trainingsverbot“ des alten Vorstandes um Andreas Haak auferlegt bekam, soll es nicht mehr geben. Stiller will sich dafür einsetzen, dass Merkel weitermacht. Vielmehr will der neue Chef den Stadtwald-Klub ins Zeitalter der Digitalisierung führen, zum Beispiel mit einem digitalen Buchungssystem für die Tennisplätze. „Ich möchte nicht alles umkrempeln.
Der Verein funktioniert gut. Er ist gesund und agil“, sagt Vorsitzender Stiller: „Ich möchte ihn so weiterführen wie es Hajo getan hat.“ Traditionen sollen nicht geschliffen werden. Zudem soll die Nachwuchsarbeit gefördert werden, das Vereinsleben den hohen Stellenwert behalten.