Fechten: Kleibrink fährt nach Peking
Der Fischelner gewinnt Silber und Bronze bei der WM in St. Petersburg qualifiziert sich für Olympia.
Krefeld. Vielleicht musste Benjamin Kleibrink nur ein bis zwei Nächte drüber schlafen. Vielleicht brauchte er auch die Zeit, die eine zehnstündige Rückreise aus St. Petersburg nun einmal mit sich bringt, um nachdenken und sich über den dritten Platz bei der Weltmeisterschaft im Florettfechten freuen zu können. "Das ist auf jeden Fall der größte Erfolg in meiner Karriere", sagte der 22-Jährige nach der Ankunft im heimatlichen Fischeln.
Noch unmittelbar, nachdem Kleibrink die Bronzemedaille umgehängt wurde, gab er zu, nicht richtig jubeln zu können. "Vielleicht in ein paar Tagen", antwortete er den auf einen Freude strahlenden Athleten eingestellten Journalisten.
Der gemeinsame sportliche Erfolg ist der beste Kitt dieser nicht unproblematischen Beziehung zweier Weltklassefechter: Gemeinsam holten sie mit Dominik Behr (Tauberbischofsheim) und Christian Schlechtweg (Berlin) bei der WM in der Mannschaftswertung nach einer 32:45-Niederlage im Finale gegen Frankreich Silber.
"Die Wertung im Einzel hat im Fechten zwar Vorrang, dennoch war es ein ganz besonderes Gefühl, auch mit der Mannschaft eine Medaille geholt zu haben", so Kleibrink, der froh war, nach elf Tagen wieder in der Heimat angekommen zu sein. "Lagerkoller hatte ich direkt keinen, das ging noch so gerade eben. Aber es war schon eine sehr lange Zeit."
Da St. Petersburg in Russland und "nicht direkt um die Ecke" ist, war Kleibrink ohne Begleitung von Familienangehörigen bei der WM. Das Geld, seine Eltern einzuladen, hat der Student der Sporthochschule Köln in seinem Sport bisher nicht erwirtschaften können: "Für große Sponsoren ist Fechten leider zu unpopulär", sagt Kleibrink. "Da wird sich auch mit wachsenden Erfolgen wohl leider nichts dran ändern."
Wenn die Bronzemedaille bei der WM schon keinen nennenswerten finanziell-positiven Nebeneffekt mit sich bringt, so doch zumindest einen sportlichen: Denn Benjamin Kleibrink, der mit dem Florett für den OFC Bonn auf die Planche geht, ist für das kommende Jahr für die Olympischen Spiele in Peking qualifiziert - nach Ruderer Jochen Urban übrigens der bisher zweiter Krefelder.
"Es gibt nichts Größeres für einen Sportler, als da eine Medaille zu holen", sagt Kleibrink, der ankündigt, mit seiner Entwicklung noch nicht am Ende angekommen zu sein: "Manche Fechter werden erst im Alter von 25 Jahren richtig gut."
Geboren 30. Juli 1985 in Düsseldorf
Grösse 174 cm
Trainer Uli Schreck
Erfolge u. a. 3. WM (2007), Vize-Europameister (2007), Junioren-Weltmeister (2005), 3. Junioren WM (2004), Deutscher Juniorenmeister (2003),
team Vize-Weltmeister (2006, 2007), Europameister (2007), 2. Junioren-Weltmeistschaft (2005), Bronze WM (2005), Junioren-Europameister (2004), Bronze Junioren-WM (2003, 2004)