Handball Torwart Paul Keutmann: „Ich muss etwas ändern“
Paul Keutmann ist Handball-Torwart — sein Weg scheint zur Bundeswehr zu führen. Auch wegen eines privaten Schicksalschlags.
Paul Keutmann ist Torwart beim Handball-Regionalligisten Adler Königshof, glänzt seit Monaten mit Top-Leistungen. Beim Spitzenspiel gegen Tabellenführer Bonn parierte der gebürtige Grefrather auch zwei Siebenmeter, sicherte ein nicht zu erwartendes Unentschieden. Königshof mit der drittbesten Abwehr der Liga ist als Aufsteiger Tabellenvierter - ein großer Verdienst des 23-Jährigen.
Eigentlich müssten dem ehemaligen Drittligatorwart, der nicht in Krefeld bleiben wird, Angebote von anderen Clubs vorliegen. Keutmann aber überlegt, für 13 Jahre zur Bundeswehr zu gehen, dort Feldwebel zu werden und seine kostspielige Physiotherapeuten-Ausbildung, die im Moment ruht, zu beenden. Aber Keutmann weiß aktuell nicht, wo er landen wird: „Bis zum 15. März muss ich mich entscheiden, ob ich bei der Bundeswehr zusage. Wenn ich jedoch ein Angebot aus der 2. Liga oder auch der 3. Liga erhalten würde, ich den Handball mit meiner Ausbildung verknüpfen könnte, würde ich mir alles noch einmal überlegen.“
Keutmann ist hin und her gerissen. Denn nach dem plötzlichen Tod seines Vaters fehlten im Hause Keutmann die finanziellen Mittel, um eine kostspielige Ausbildung zu bezahlen. Der einzige Ausweg: Bereits morgens von halb sechs bis acht Uhr arbeitete Keutmann in der LKW-Disposition eines großen Discounters. Von halb neun bis 16.30 Uhr drückte der Adler-Keeper, der einst mit Nationalspieler Julius Kühn beim ART Düsseldorf in der B-Jugend spielte, die Schulbank. Doch damit nicht genug. Denn drei bis vier Mal die Woche musste der 1,98 Meter große Handballer ja noch zum Training und am Wochenende zu den Meisterschaftsspielen. „Das nagt ganz schön an den Kräften, war auf Dauer nicht so auszuhalten. Zwar habe ich mir den Großteil meiner Ausbildung mit dem Handball und meiner Arbeit selbst verdient, doch ich musste was ändern, so ging es nicht weiter.“
Vor zwei Jahren wechselte Keutmann vom Drittligisten Korschenbroich nach Königshof. „Damals war ich längst nicht so gut im Tor wie heute, ich habe sehr vom Torwarttraining unter Uwe Tophoven in Königshof profitiert.“ Lediglich Dirk Wolf, noch Trainer in Königshof und ab Sommer neuer Trainer beim TV Korschenbroich, hält Keutmann aus alter Freundschaft ein Hintertürchen offen.
Sollte es nach der Grundausbildung eine heimatnahe Stationierung im Großraum Köln geben, könnte Keutmann dort spielen. „Ich verdanke dem Sport ganz viel, kann ihn eigentlich gar nicht so einfach aufgeben. Die sozialen Kontakte, die ich habe sind wichtig, meine Freunde spielen ebenfalls Handball. Doch ich muss an meine Zukunft denken und da gibt es bisher für mich nur den einen Weg — den zur Bundeswehr.“