Der Mann an der Seitenlinie Der emotionale Anführer des KFC Uerdingen

Krefeld · Levan Kenia ist als Interimstrainer wie als Spieler ein Mann, der unbedingte Leidenschaft vorlebt. Das wirkt sich auf die Mannschaft des Fußball-Oberligisten aus.

Levan Kenia lebt seinem Team vor, was er sehen will: Emotionen.

Foto: BRAUER-Fotoagentur/Oliver Kaelke

Das Wort, das bei Levan Kenia in keiner Analyse fehlt, lautet: Emotionen. Der Interimstrainer des KFC Uerdingen hat es vermocht, der Mannschaft, die nach der Winterpause irgendwie ins Straucheln gekommen war und vor allem mit dem Derby-Debakel gegen den SC St. Tönis (1:4) einen Systemabsturz erlebte, wieder Leben einzuhauchen und aus dem Tabellendritten der Oberliga wieder einen zumindest in sportlicher Hinsicht ernsthaften Aspiranten für den Aufstieg zu machen.

Das war auch im Heimspiel am Sonntag gegen den 1. FC Kleve gut zu begutachten - in Spiel eins nach dem gefühlten Saisonhöhepunkt im Niederrheinpokal-Viertelfinale gegen Rot-Weiß Essen. Es hätte durchaus passieren können, dass die Uerdinger in Erhabenheit ihrer gezeigten Leistung von Mittwoch und ihrer vermeintlichen Favoritenstellung gerade diese Partie verlieren und Punkte auf die Führenden wie Baumberg und Ratingen eingebüßt hätten.

Mit Überzeugung und mit
der nötigen Aggressivität

Doch so kam es nicht. Der KFC lieferte eine souveräne Vorstellung ab. Und Levan Kenia war heilfroh, dass seine Mannschaft gerade wieder „mit Emotionen gespielt“ habe. Er könnte auch sagen: Mit Überzeugung und mit der nötigen Aggressivität – das ist es, was der Georgier von seinem Team sehen will. Die Basisarbeit im Fußball. Ein Spiel gewinnen zu wollen, mit allem Aufwand, der dazugehört. Das hat der 33-Jährige immer wieder betont in den wenigen Tagen, seit Kenia nun schon das Erbe von Marcus John angetreten hat. Zwei Wochen ist das jetzt her. Das würden auch die Fans ohne Murren als Mindestanforderung an ihre Mannschaft unterschreiben. Schon mehrmals haben sie ihrem Team in dieser Spielzeit schon die Leviten gelesen nach schwachen Leistungen, zuletzt sehr deutlich und klar nach der Derby-Pleite.

Kürzlich, im Pokalspiel gegen Essen, gab es diese Szene: Levan Kenia wechselte sich in der Schlussviertelstunde selbst ein, „um Impulse zu geben“, wie er später sagte. Er wollte noch einmal alles versuchen, die sich anbahnende Niederlage nicht einfach geschehen lassen. „Wenn jemand ins Spiel kommt, soll er Emotionen reinbringen“, hat er außerdem gesagt. So, wie er es eben vorlebte. Kenia brannte, zwölf Minuten und ein paar Meckereien später, erhielt er den Platzverweis kurz vor Schluss. Das war ein Kuriosum, das sogar in überregionalen Medien Aufmerksamkeit auslöste, aber eben auch ein Zeichen, was Levan Kenia seiner Mannschaft einimpfen will. Der unbedingte Wille, ein Spiel zu gewinnen. „Ein großes Lob an die Mannschaft, ich habe großen Respekt“, sagte er nach dem 2:0-Erfolg gegen Kleve am Sonntag. Da habe das Team genau dieses Basisverhalten gezeigt: Aggressivität und Überzeugung gehabt. „Da müssen wir weitermachen und sehen, was dabei herauskommt“, sagt der Trainer über die nächsten Wochen.

Bis Mittwoch ist Erholung angesagt. Am spielfreien Wochenende – der planmäßige Gegner SV Straelen hat sein Team längst zurückgezogen - soll zur Überbrückung ein Testspiel gegen die U19 des 1. FC Köln her. Auch Torwart Marvin Gomoluch erkennt die neue Gangart des Teams: „Ich ziehe den Hut vor der Truppe. Wir haben über 90 Minuten gerockt, wieder mit höchster Intensität gespielt.“ Und auch die nächsten Wochen in der Meisterschaft sollen ebenso wie die ersten drei Spiele unter dem neuen Trainer Levan Kenia angegangen werden: „Jetzt werden wir erst einmal regenerieren. Dann gilt es mit dem Testspiel wieder die Schärfe hineinzubekommen. Und dann ist es genauso, wie wir es jetzt angegriffen haben, mit den Emotionen, die mittlerweile auf dem Platz sind, mit der Leidenschaft. Es wird wichtig sein, dass wir die dann in zwei Wochen wieder auf den Platz bringen. Dann ist auch der Gegner egal.“ Das dürfte Kenia genauso unterschreiben.