Maria-Hilf-Krankenhaus gibt kleinen Patienten Hoffnung
Seit 1998 wurden 44 Kinder aus Krisengebieten am Krankenhaus Maria-Hilf behandelt.
Krefeld. Lairissa (7) hat einen Stoffhasen im Arm, Kopfhörer mit einer Kindersendung am Ohr, und ein Plüsch-Eisbär hockt über ihrem Bett. Burieva (2) wird gerade mit Huhn und Reis gefüttert. Nasir (7) beginnt zu weinen, als plötzlich so viele Menschen in das Kranken-Zimmer kommen.
Er beruhigt sich aber schnell wieder. Die drei Kinder sind aus Tadschikistan und Afghanistan. In ihrer Heimat gelten sie als "unrein", gehören nicht zur Gesellschaft. Sie wurden mit einer Blasenspalte geboren und sind nun auf dem Weg der Besserung.
"Unser Krankenhaus gehört neben den Kliniken Regensburg und Erlangen zu den einzigen drei Häusern in Deutschland, die eine Korrektur dieser schlimmen Fehlbildung vornehmen können", sagt Dr. Martin Westenfelder, Chefarzt der Klinik für Urologie und Kinderurologie im Krankenhaus Maria-Hilf. "Um diese Kinder aus den Krisengebieten operieren zu können, sind wir auf Spenden angewiesen." Er selbst und das OP-Team arbeiten honorarfrei.
Die Blasenspalte gehört zu den schwersten mit dem Leben zu vereinbarenden Anomalien. Westenfelder: "Bauchdecke, Becken, Beckenboden, Blase, Harnröhre und das Genitale sind gespalten."
Das bedeutet: Der Urin verlässt den Körper durch die Spalte. "In zwei Schritten werden die Kleinen operiert: Die erste OP dauert etwa sieben Stunden. Nach einer Erholungsphase wird ein weiterer Eingriff durchgeführt. Danach werden Stuhl und Harn entleert, was bei einem funktionstüchtigen Schließmuskel kein Problem ist."
In der Krefelder Klinik sei eine wirksame Methode entwickelt worden, bei der das Becken mit einem zwei Millimeter starken Silberdraht umwickelt wird, so der Arzt weiter. Dennoch: Sechs Wochen müssen die Kleinen auf dem Rücken liegen. Nach etwa zehn bis zwölf Wochen können die Kinder dann wieder in ihre Heimat zurück. Dort gelten sie als dann als "rein" und haben eine Lebenserwartung von etwa 40 Jahren.
Seit 1998 wurden am Krankenhaus Maria-Hilf 44 Mädchen und Jungen aus Entwicklungsländern behandelt. "Manchmal sind die Flieger voll mit Kindern aus Katastrophengebieten", so der Mediziner. Die humanitären Organisationen "Aktion Friedensdorf", das "Hammer Forum" und "Kinder brauchen uns" bringen die Kleinen nach Deutschland und wieder zurück.
In diesem Jahr wurden in Krefeld bereits sieben Kinder operiert. Ein Junge wurde noch gestern Abend erwartet, ein weiteres Kind ist angekündigt. Darüber hinaus sollen in diesem Jahr noch vier kleine Patienten kommen.