Polizei Mit dem Glöckchen gegen Diebe
Taschendiebstahl ist in Krefeld vor allem in der Innenstadt ein Problem. Die Polizei gibt Tipps.
Krefeld. Elf Uhr morgens im Hauptbahnhof. Eine Frau kippt einem Passanten scheinbar aus Versehen Kaffee über die Jacke. Was der Betroffene nicht merkt: Während die Frau hilfsbereit das beschmutzte Kleidungsteil mit einem Taschentuch abwischt, schnappt sie sich gleichzeitig die prall gefüllte Geldbörse aus einer Seitentasche der Jacke.
Die Szene hat die Krefelder Kriminalkommissarin Julia Mühring zusammen mit Robert Lax vom Präventionsdienst der Polizei nachgestellt. Der „Saubermach-Trick“erfreue sich bei den Dieben immer größerer Beliebtheit. „Der wird zum Beispiel auch auf Weihnachtsmärkten eingesetzt“, sagt Mühring. Häufig werde für das Beschmutzen auch Spray oder Parfüm genutzt. Eine Masche, die darauf aufbaut: „Die Täter fordern auf, den Mantel auszuziehen, damit er besser gesäubert werden kann.“ Wenn dabei dann die Handtasche auf den Boden gestellt wird, schlagen die Diebe zu — häufig auch zu zweit.
Auch die beiden anderen Tricks, die die Polizei häufig registriert, zielen auf Ablenkung ab. Beim „Stadtplan-Trick“ zeigen die Täter etwa auf eine Karte, ein Klemmbrett oder auf die Umgebung, um ungesehen zugreifen zu können. Beim „Rempler“ wird das Opfer durch Körperkontakt abgelenkt. Ein Hilfsmittel, um Taschendiebe abzuschrecken, haben die Beamten beim gemeinsamen Aktionstag gegen Taschendiebstahl von Ordnungsdienst, Bundespolizei und Krefelder Polizei am Freitag an Passanten im Hauptbahnhof, in der Fußgängerzone und auf dem Weihnachtsmarkt verteilt: kleine Glöckchen zum Anklemmen an Tasche oder Geldbörse. „Das ist einfach, aber sehr wirksam“, ist sich Jörg Ackermann von der Bundespolizei sicher. Es sei eine Idee, mit der die Polizei in den Niederlanden gute Erfahrungen gemacht habe. Die kleinen Glöckchen würden zwar auch Geräusche machen, wenn man selber in Bewegung ist, aber „häufig greifen die Täter zu, wenn man steht. Dann schreckt das Geräusch ab und macht aufmerksam“, so Ackermann.
Wie präsent das Thema Taschendiebstahl in Krefeld ist, macht Polizeisprecherin Sabrina Forchel deutlich: „Im Oktober hatten wir 44 gemeldete Taschendiebstähle in Krefeld.“
Die Aufklärungsquote ist mit 2,17 Prozent sehr gering. Das liege oft daran, dass Taschendiebstähle häufig erst zeitversetzt bemerkt werden und die Polizei dann wenige Anhaltspunkte haben. In Krefeld komme es besonders oft in der Fußgängerzone, bei Gedränge in den Geschäften oder etwa auf dem Weihnachtsmarkt zu Taschendiebstählen, so Kommissarin Julia Mühring.
Nach Beratung durch die Experten nimmt auch Susanne Bank am Freitag ein „Anti-Diebstahl-Glöckchen“ mit. „Ich denke, es macht Sinn. Auch wenn ich mir unsicher bin, ob ich es auf dem Weihnachtsmarkt hören würde“, sagt sie.