Mit dem Rad von Krefeld nach Leicester

Beate und Johannes Jansen besuchen ihre Freunde in England - die Hälfte der Strecke fahren sie Tandem.

Foto: Dirk Jochmann

Es ist die Geschichte einer ganz besonderen Verbindung zwischen Krefeld und seiner Partnerstadt Leicester. Vor 37 Jahren lernten sich Beate Jansen und Julie Dean bei einem Schüleraustausch des Gymnasiums Horkesgath kennen. „Wir sind nach 37 Jahren immer noch best buddies “, sagt die gebürtige Forstwalderin. Und jetzt steht eine ganz besondere Reise zu Dean in die englischen East Midlands an: Die 51-Jährige und ihr Mann Johannes machen eine Tandemtour.

Los gehts am morgigen Sonntag, 27. Mai. Tagesstreckenziel: 80 Kilometer. Sportlich. „Aber auf dem Tandem fühlt sich das an wie 40 Kilometer“, sagt die Büroangestellte. Ihr Mann schaut sie an und ergänzt: „Aber dann tut einem trotzdem langsam der Hintern weh.“ Beide lachen. Insgesamt haben Sie für die gut 300 Kilometer lange Strecke drei bis vier Tage eingeplant.

Start ist in Renesse an der niederländischen Küste, wo der Wohnwagen der Familie steht. „Wir haben nur zwei Wochen Urlaub, da ist die Strecke ab Krefeld zu lang“, so Beate Jansen.

Die 51-Jährige bemüht sich darum, die Städtepartnerschaft auch in der Radsportszene zu beleben. Einen Kontakt gibt es schon. „Wir werden vor den Toren Leicesters von einem Engländer empfangen, der die 600 Kilometer bis nach Krefeld vergangenes Jahr mit dem Rad gefahren ist.“

Sie knüpft gerne Kontakte und findet es schade, dass sich immer weniger Menschen um eine gute Gemeinschaft bemühen. „Aktive Städtepartnerschaften bieten zudem die Chance, über den Tellerrand zu blicken“, findet die Radsportbegeisterte. Berührungsängste hat Beate Jansen jedenfalls nicht. „Schon als Schülerin habe ich einfach drauflosgeplappert.“ Was bis heute noch einen Running Gag nach sich zieht: „Ich werde von Julie immer gefragt: ,Would you like to eat garbage? - Möchtest Du Müll essen?’“. Zu Schulzeiten hatte die gebürtige Forstwalderin das englische Wort für Kohl, cabbage, mit jenem für Abfall, garbage, verwechselt. „Sowas hängt einem natürlich ewig nach,“ amüsiert sie sich.

Leicester ist für Beate Jansen so etwas wie eine zweite Heimat geworden. „Julie und ich sind Seelenverwandte, und unsere Männer verstehen sich auch super.“ Worauf sie sich nach der Ankunft in England am meisten freut? „Ich liebe die Art zu chillen: Man macht sich Toast und Tee und trifft sich in gemütlichen Klamotten auf dem Sofa,“ antwortet die 51-Jährige. Ein großes Paket englischen Frühstückstee müssen die Deans auch bei Besuchen in St. Tönis, wo die Jansens mittlerweile leben, mitbringen.

Umgekehrt packt die Ex-Horkesgath-Schülerin immer eine Packung Pralinen der Krefelder Konditorei Heinemann in den Koffer. „Außerdem liebt Julie das Weizenbier der Brauerei Königshof“, erzählt sie. Ein Ausflug in den Biergarten im Stadtwald gehört beim Besuch der Freunde aus Leicester zumindest im Sommer zum Pflichtprogramm. „Als die beiden uns das erste Mal zusammen besuchten, waren wir dort, und Julies Mann hat sich über den Schaum auf dem Bier beschwert - den gibts ja in England nicht“, kommentiert Johannes Jansen und schmunzelt.

Viel Stauraum haben die beiden dieses Mal allerdings nicht. „Wir müssen schon ganz genau überlegen, was wir mitnehmen“, so die gebürtige Forstwalderin. Auf jeden Fall muss aber auch Abendgarderobe mit. Denn die Freunde in Leicester feiern bald Silberhochzeit. Das wird vorab bei einem Abendessen im Restaurant gefeiert. Zum Termin selbst kurze Zeit später können Beate und Johannes Jansen nicht da sein.

Normalerweise feiern die Frauen aus Leicester und Krefeld aber vom runden Geburtstag bis Hochzeit alles gemeinsam - und teilen alles. „Julie hat zu ihrer Trauung sogar meinen Schleier getragen“, erzählt die 51-Jährige. Und die vier Kinder der Jansens sind in der ehemaligen englischen Gastfamilie auch bestens integriert. „Julies Mutter spricht immer von ihren german Kindern“, freut sie sich.

Julie Dean und Beate Jansen zeigen, wie eine gelebte Städtepartnerschaft funktioniert.