Mit nistenden Dohlen steigt das Risiko einer Gasvergiftung
Als Unglücksbringer galten die Vögel im Mittelalter. Das ist lange her. Aber Schornsteinfeger Olaf Heidenfels warnt fürs Heute vor tödlichen Folgen durch Brutplätze.
Krefeld. „Schack, schack, schack“ tönt es derzeit von vielen Dächern in Krefeld. Die als besonders schwatzhaft bekannten Dohlen sind emsig unterwegs. Sie suchen Brutplätze. Und dabei sind Schornsteine und Abgasleitungen bei dem Singvogel sehr beliebt. „Sie erweisen sich als ideale Bruthöhlen“, sagt der Krefelder Schornsteinfegermeister Olaf Heidenfels. Und warnt gleich: „Die nistenden Dohlen sind eine große Gefahr.“
Schon im Mittelalter galten die Tiere als Unglücksbringer, sie sollten angeblich die Pest und andere Krankheiten und damit den Tod ankündigen. „Was der Aberglaube im Mittelalter, ist heute lebensbedrohliche Realität“, sagt Heidenfels. Bis zu ein Meter tief verstopfen die Dohlen, die gegen Ende des Winters bis in den Mai nach Nistplätzen suchen, mit fingerdicken Zweigen, Moss, Papier, Fell oder Dung manche Schornsteine.
Bei einer Zählung vor drei Jahren wurden in jedem der 18 Kehrbezirke Krefelds im Durchschnitt bis zu 60 Dohlennester von den Schornsteinfegern gefunden. „Das bedeutet allein in Krefeld schon 1080 Schornstein-Brutpaare, bilanziert Heidenfels, „die Tendenz ist steigend.“
Dann können die Abgase nicht mehr ins Freie abziehen und das hochgiftige Kohlenstoffmonoxid gelangt in die Wohnungen und Häuser. Das Fatale: Das Gas ist geruch- und farblos. Die Bewohner bemerken also nichts. „Und Kohlenstoffmonoxid wird vom Blut schneller aufgenommen als der lebensnotwendige Sauerstoff“, so Heidenfels. Eine Kohlenstoffmonoxid-Vergiftung kann im schlimmsten Fall tödlich enden. Beispielsweise Herzkranke oder auch ungeborene Kinder sind empfindlicher als ein gesunder Erwachsener. „Neben der akuten Vergiftung können auch schwerwiegende neurologische Spätschäden auftreten“, berichtet der Schornsteinfegermeister.
Dohlen-Schutz-Gitter, die jeweils speziell für das Kamin-Ende angefertigt werden müssten, seien ein zuverlässiger Schutz. Wer noch mehr auf Sicherheit setzen will, kann sich auch einen Kohlenstoffmonoxid-Melder montieren. Das reine Entfernen der Nester durch einen Schornsteinfeger sei keine endgültige Lösung. „Nester die entfernt worden sind, werden gleich wieder an einer anderen Stelle neugebaut.“ So oder so empfiehlt Schornsteinfegermeister Olaf Heidenfels Hauseigentümern wie Mietern „immer mal wieder einen Blick zum Himmel zu haben — nicht nur im eigenen Interesse, auch in dem des Nachbarn“.