Soziales Netzwerk Mehr Platz für Patenprojekt und Hilfe
Krefeld · Mit Unterstützung des Bundesfamilienministeriums bietet der gemeinnützige Verein Beratung bei Häuslicher Gewalt, ein Patenschaftsprogramm, Hilfe beim Spracherwerb und Begleitung im Alltag an.
Halide Özkurt geht es nicht schnell genug. Vor kurzem erst ist der Sozialdienst muslimischer Frauen in die neuen Räume an der Untergath 4 eingezogen. Ein weiterer Meilenstein für den im Jahr 2018 gegründeten Ortsverein. Und jetzt bremst – wie allerorts – auch hier die Corona-Pandemie die soziale Arbeit aus, denn Treffen mit mehreren Personen sind derzeit nicht erlaubt. „Ich freue mich, dass es so schnell vorangeht und es ist doch wichtig, dass wir auch in Krefeld vertreten sind“, sagt Emine Ludwig aufmunternd zu Halide Özkurt, die ebenso wie sie und drei andere muslimische Frauen den Vorstand bilden.
Seit dem letzten Treffen mit Halide Özkurt, der stellvertretenden SmF-Bundesvorsitzenden, ist viel geschehen. Die Diplom-Pädagogin hatte 2016 in Köln den Bundesverband mit gegründet, der anfangs insbesondere Frauen mit Migrationshintergrund stärken und unterstützen wollte. Ziel war es aber auch umgekehrt, muslimische Frauen aus dem Bereich der sozialen Dienste zu vernetzen.
Zum Schutz von Frauen und Kindern vor Gewalt hatte der Bundesverband in einem ersten Schritt die Aktion #savewoman ins Leben gerufen. Um Betroffenen, gleich welcher Herkunft oder Nationalität, schnell, effektiv und anonym helfen zu können, wurden eine E-Mail-Adresse und eine WhatsApp Hotline (0152 54 73 66 61) eingerichtet. „Am Ende der Hotline berät eine erfahrene Pädagogin die Betroffenen oder ihre Helfer in Gewaltsituationen“, erzählt Halide Özkurt.
Gemeinsam mit Neslihan Yesilyurt und Maissaa Khallouf arbeitet Halide Özkurt jetzt in den neuen Räumen des Sozialdienstes. „Hier auf 120 Quadratmetern haben wir endlich Platz für Büros, einen großen Multifunktionsraum und ein Spielzimmer“, sagt Halide Özkurt beim Rundgang. Die bisherigen Räume an der Bahnstraße waren längst viel zu klein geworden für die Beratung bei häuslicher Gewalt, Trennung und Scheidung, Erziehungsproblemen, schulischen Problemen, für Ausfüllhilfe und Übersetzungstätigkeiten.
„Wir bieten eine Brückenfunktion an“, sagt Halide Özkurt, „wollen vor allem Frauen und Kinder stärken, ihnen Teilhabe und Inklusion in unsere Gesellschaft bieten.“ Waren es zu Beginn noch vor allem Geflüchtete wie sozial Benachteiligte, die sie angesprochen haben, hat sich die Zielgruppe vergrößert. „Wir helfen nicht nur Muslimen, sondern allen Hilfsbedürftigen, gleich welcher Religion oder Nationalität“, betont Neslihan Yesilyurt, die das vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderte Projekt „Patenschaft - Praxis - Qualifizierung“ (PPQ) im Rahmen von „Menschen stärken Menschen“ in Krefeld koordiniert. Rund 300 Paten haben sie bereits geschult und ausgebildet, die helfen, Sprachkurse und Nachhilfe geben, Sprachförderung für Kinder anbieten (“Mukis“). Mit acht neuen Laptops, vier Tablets, einer Kamera und einem Drucker bieten sie nun auch ihren Besuchern den Einstieg in die digitale Welt.