Experten informierten Bürger über geplante Maßnahmen Fördermittel für Erhalt der Niepkuhlen in Aussicht

Krefeld · Die Niepkuhlen brauchen ein neues Konzept, um dem Klimawandel zu trotzen. Die Krefelder Stadtverwaltung arbeitet gemeinsam mit den Bürgern weiter an der Entwicklung des Naturschutzgebietes.

Die Niepkuhlen sollen so gestaltet werden, dass sie auch in Hitzeperioden Wasser führen.

Foto: Andreas Bischof

Bei einem Informationsabend im Haus Kleinlosen in Verberg haben Umweltdezernentin Sabine Lauxen und ihr Projektteam „Nachhaltige Niepkuhlen“ – Kathrin Gardner als Fachbereichsleiterin Umwelt, die beiden Gutachter Reinhold Strotmann und Klaus van de Weyer sowie Moderator Mario Sommerhäuser – über den aktuellen Stand informiert. Im Anschluss besprachen sie mit den Bürgern mögliche Maßnahmen.

Der Gewässerzug fällt wegen des Klimawandels zunehmend trocken und soll perspektivisch so umgestaltet werden, dass er resilient für längere Hitzeperioden wird. Ziel ist es, die verschiedenen Funktionen der Niepkuhlen für Natur- und Artenschutz, Freizeit, Erholung und Stadtbild zu erhalten.

Die Verwaltung hat einen Förderantrag bei der Bezirksregierung Düsseldorf eingereicht und ihr die konkrete Situation bei einer Ortsbegehung dargestellt. „Eine grundsätzliche Förderfähigkeit wurde bestätigt, Fördermittel in nennenswerter Höhe könnten demnach aus dem Topf der Wasserrahmenrichtlinie kommen“, sagte Lauxen. Übergeordnetes Ziel sei es, dass die ökologische Wasserqualität besser wird. Auch die Stärkung gegenüber den Folgen des Klimawandels sei als Ziel formuliert.

Sabine Lauxen machte deutlich, dass es bereits 2023 erste konkrete Maßnahmen geben soll. Dazu gehören die Erhöhung der Durchlässigkeit zwischen den einzelnen Kullen, das Freischneiden von Flächen sowie die Regelung der Nutria-Population durch Aufstellen von Käfigen. Auf diese Art sollen Wasser- und Sumpfpflanzen besser geschützt werden.

Mehrere mögliche weitergehende Maßnahmen sind identifiziert worden. Es geht um eine Verbesserung der Lebensräume in den Gewässern mit dem Ziel der Habitat-Vielfalt. Eine weitere mögliche Maßnahme ist die Schaffung von Schilf-Inseln mit dem Ziel einer Verkleinerung der gesamten Wasserfläche.

Bei der Informationsveranstaltung präsentierten die Gutachter die Ergebnisse der bisherigen Untersuchungen. Reinhold Strotmann machte deutlich, dass der Zustand des Trockenfallens nachweislich seit über 100 Jahren existiere. Mit mittel- bis langfristig sinkenden Grundwasserständen werde es aber öfter dazu kommen. Deshalb könne eine Umgestaltung sinnvoll sein. Das Zupumpen von Wasser ist nicht mehr das Ziel.

Weitere Schlussfolgerung von Strotmann war, dass die hohen Wasserstände von 1998 bis 2020 maßgeblich von der Einleitung der Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) geprägt waren. „Zeiten mit klimatisch bedingt niedrigen Wasserständen wurden verdeckt.“

Klaus van de Weyer hat die biologische Entwicklung der Niepkuhlen untersucht. Er stellte einen starken Rückgang gefährdeter, anspruchsvoller Arten fest. Herausfordernd sei die Nutria-Population. Einen „hohen Fraßdruck“ stellt er fest. Gleichwohl gibt es auch gute Botschaften: So lebt im nördlichen Bereich der Kuhlen der Bitterling, ein seltener Fisch, dessen Besonderheit das Zusammenwirken mit großen Muschelarten ist. Rund 15.000 Einzelfunde konnten nachgewiesen werden.

Die Gutachter machten auch die weiteren Schritte deutlich. So wird es Bestandsvermessungen mehrerer Kullen geben müssen. Mittels Echolot wird zudem die Peilung der Gewässersohle und die Ermittlung der Schlammdicken festgestellt. 

Im Anschluss hatten die Bürger Gelegenheit zum Austausch mit dem Projektteam. Dabei signalisierten viele ihre Bereitschaft, an der Umgestaltung der Niepkuhlen mitzuwirken. „Über dieses Angebot freuen wir uns sehr“, sagte Lauxen.

(Red​)