Krefeld Per Kaiserschschnitt zum Wunschtermin?
Während in den USA der operative Eingriff gängige Methode ist, setzt das Helios auf natürliche Geburt.
Krefeld. Heidi Klum, Britney Spears, Madonna, Claudia Schiffer und Victoria Beckham haben sich schon dafür entschieden. Statt auf natürliche Weise haben sie ihre Kinder mit Kaiserschnitt entbunden. „Vor allem in den USA ist dieser eigentlich nur für den Notfall gedachte operative Eingriff eine häufig gewählte Option“, sagt Professor Michael Friedrich. Ob Krefelderinnen diese Form der planbaren Entbindung ebenfalls verstärkt nachfragen, fragte die WZ den Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Helios-Klinikum.
Professor Friedrich holt bei diesem Thema zunächst aus: Die Zahl der Entbindungen im Mutter-Kind-Zentrum in Krefeld ist gestiegen. Waren es im Jahr 2014 noch rund 1600, sind es ein Jahr später bereits rund 1700 gewesen. „2014 lag die Rate an Kaiserschnitten davon bei 38 Prozent“, sagt Friedrich. Im Vergleich: In NRW liegt die Durchschnittsrate bei 32 Prozent, im Helios-Konzern deutschlandweit bei 30 Prozent. Das habe aber vor allem medizinische Gründe.
Als Perinatalzentrum der Stufe I, der höchsten Versorgungsstufe im Krankenhausplan, hat sich das Ärzte- und Pflegeteam neben normalen Geburten auch auf solche mit hohem Risiko spezialisiert. Friedrich: „Dazu zählen Mehrlings- wie auch Frühgeburten, Kinder mit angeborenen Fehlbildungen, aber auch Leukämie-Erkrankungen der Mutter in der Schwangerschaft.“ Das alles habe Einfluss auf die Wahl der Geburtsform.
Dass in Krefeld in den vergangenen Jahren der Wunsch nach einem Kaiserschnitt angestiegen ist, kann Friedrich nicht bestätigen. „Laut Statistik sind es ein bis zwei Prozent.“ Darüber werde in der Geburtsplanungs-Sprechstunde vorab ausführlich gesprochen. Allerdings macht der Mediziner keinen Hehl daraus, dass er die natürliche Entbindung bevorzugt, wenn es kein erhöhtes Risiko für Mutter und Kind gibt. „Es ist unsere Aufgabe, Patientinnen darüber zu informieren, welche Vorteile sie hat“, erklärt Friedrich.
Laut Studien verfügten Kinder in ihrer späteren Entwicklung über eine bessere Anpassungsfähigkeit, wenn sie die Wehen durchlebt haben. Außerdem steige bei einem Kaiserschnitt bei den Patientinnen das Risiko von Embolien, Thrombosen oder Wundheilungsprobleme. „Deshalb hinterfragen wir solche Wünsche in der Sprechstunde genau.“ In zehn bis 15 Fällen (etwa ein Prozent) komme der Kaiserschnitt weiterhin für die Schwangere in Frage.
Die Planbarkeit der Geburt als Argument der Patientin ist laut Friedrich im Mutter-Kind-Zentrum ganz selten ein Thema. In den USA sei das im Gegensatz zu vielen Ländern Europas etwas anders. „Dort werden in 50 bis 60 Prozent der Fälle die Säuglinge per Kaiserschnitt auf die Welt geholt“, verweist der Chefarzt auf bekannte Statistiken. Ein Grund hierfür könnte neben der Angst vor übermäßigen Schmerzen in den Wehen auch der fehlende gesetzliche Mutterschutz sein. Auch gibt es in den USA keinen allgemein geregelten Anspruch auf Gehaltsfortzahlung.