Technik im Einsatz Krefelds Polizei setzt auf neue Apps und Bodycams - Was sie können und wann sie genutzt werden

Krefeld · Kleine Kameras am Körper und neue Polizei-Apps auf einem iPhone in der Tasche — die Polizei in Krefeld ist mit neuer Technik ausgestattet worden. Ein Überblick.

Oliver Wysk und Michael Linßen (v.l.) von der Polizei in Krefeld zeigen Bodycam und Smartphone mit Polizei-Apps.

Foto: Dirk Jochmann (DJ)

„Vorsprung durch Technik.“ Der Werbeslogan eines bekannten deutschen Autoherstellers hätte auch das Motto der jüngsten Pressekonferenz der Polizei in Krefeld sein können. Neue Ausrüstung soll die Beamten in ganz NRW schneller und effizienter machen und für ihre Sicherheit sorgen. Konkret geht es um Smartphones plus spezielle Polizei-Apps und kleine Kameras (Bodycams). Nun ist die Polizei in Krefeld ausgerüstet worden. Ein Überblick.

Angriffe auf Beamte
sollen verhindert werden

Zwei kurz aufeinanderfolgende Pieptöne und ein rot blinkender Ring an der Linse machen es deutlich: die Kamera läuft. Nicht im TV-Studio, sondern an der Weste von Michael Linßen. Einer der Experten der Krefelder Polizei zum Thema Bodycam. Insgesamt 9000 der kleinen Kameras hat das Land NRW für die Polizeidienststellen bestellt. Das Ziel: Gefahrenabwehr. Gewalt gegen Polizeibeamte ist auch in Krefeld ein Thema. Im Jahr 2018 sind insgesamt 156 Fälle registriert worden. 15 Beamte wurden laut Angaben der Polizei verletzt, es gab 120 „Widerstände“ und 36 „tätliche Angriffe“. In Krefeld gehe es dabei vor allem um körperliche Angriffe – etwa schlagen oder auch spucken – weniger um Angriffe mit Gegenständen, erklärt Andreas Heinrich, Leiter der Polizeiwache Nord.

Der Hinweis „Ich filme sie jetzt“ soll in Konfliktsituationen eine präventive Wirkung erzielen, es nicht zum Angriff des Gegenübers kommen lassen. Inwiefern die mit „Audio“ und „Video“ deutlich gekennzeichneten Geräte positive Auswirkungen auf die zuvor genannte Statistik haben, könne erst in der Zukunft ausgewertet werden, macht Dietmar Maus, Leiter der Direktion Gefahrenabwehr/Einsatz deutlich. Ein Projekt des Landesamtes Zentrale Polizeiliche Dienste habe die deeskalierende Wirkung belegt, heißt es in einer Mitteilung der Polizei. Wann dürfen die Beamten in Krefeld also die Kameras anschalten? Nur zur Gefahrenabwehr, also wenn ein Angriff befürchtet wird, erklären die Beamten. Beispielsweise dürfe nicht ohne Grund bei einer angemeldeten Versammlung damit gefilmt werden. Der einzelne Polizist entscheide im Einzelfall, ob er das Gerät einschaltet oder nicht und macht sein Gegenüber darauf aufmerksam, so die Vorgabe, erklärt Experte Michael Linßen. Nur bei „direkter Gefahr“ dürfe dieser Hinweis ausbleiben, so die Polizei.

36 Kameras – jeweils 18 pro Polizeiwache Nord und Süd – seien nach einer Testphase seit Anfang Februar im Einsatz. Damit könne der komplette Streifendienst der Wachen ausgerüstet werden. Jeder einzelne Polizist entscheide aber selbst, ob er das Gerät mitnimmt, es werde aber empfohlen. Nach einer Aufnahme werde das Videomaterial automatisiert auf einem Server in Deutschland gespeichert. Und was ist mit dem Thema Datenschutz? Unerhebliche Dateien würden automatisch nach 14 Tagen gelöscht. Gibt es – etwa nach einem Angriff – Aufnahmen, die als Beweismaterial eingestuft werden, werde ein Vorgesetzter informiert und im „Vieraugenprinzip“ entschieden, die Aufnahme zu speichern oder eben nicht.

Das können die
neuen Polizei-iPhones

Bei „Pilotbehörden“ seien die Aufnahmen vor Gericht als Beweismaterial anerkannt worden. Bei Aufnahmen, die einen privaten Kernbereich berühren, könne auch je nach Einzelfall manuell gelöscht werden.

Eine weitere Polizei-Technik-Neuheit könnte den Alltag der Beamten mehr beeinflussen als die beschriebenen Kameras. Konkret geht es um 260 Apple-Smartphones, Modell iPhone 8. Der Clou sind spezielle „Polizei-Apps“, erklärt Oliver Wysk. Bei der Polizei mit „Projekt Mobi.kom“ beschrieben. Eine Anwendung sei vergleichbar mit Messenger-Diensten wie WhatsApp, diene der Kommunikation untereinander – bei einer Vermisstenmeldung könne so beispielsweise Beschreibung und Foto schneller verteilt werden. Zuvor hätten die Beamten im Streifendienst die Funk-Durchsage mitschreiben müssen. Dazu kommt eine Auskunftsapp zum Abgleich von Daten oder Fotos mit der Datenbank der Polizei – etwa, wenn jemand sich nicht ausweisen kann, es aber eine erkennungsdienstliche Akte gibt. So könnten auch Ingewahrsamnahmen wegfallen. Zudem werde die Leitstelle entlastet. Der App-Abgleich sei „effizienter und schneller“.

Gleiches gelte für die dritte App — den „Dokumentenscanner“. Der erfasse – ähnlich wie ein QR-Scanner – Daten von Personalausweisen, Führerscheinen oder auch Kfz-Kennzeichen, die bei Bedarf abgeglichen werden können. Bei Kennzeichen funktioniere das auch bei 20 Metern Abstand — bei „guten Sichtverhältnissen“. Ein Fingerabdruckscanner soll noch folgen, so Oliver Wysk.