Pontos-Griechen feiern unter türkischem Dach

Der Verein besteht seit 25 Jahren in Krefeld. 800 Gäste tanzten, tranken und sangen an ihrem Festtag in der Kaya Plaza.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Freude und Melancholie liegt über der Stimmung der rund 800 Jubiläumsgäste im riesigen Saal von Kaya Plaza an der Gladbacher Straße. Der Verein „Pontiaki Estia“ der sogenannten Pontosgriechen feiert sein 25. Gründungsjahr. Gäste aus der ganzen Region und bis nach Hessen sind dafür angereist. Den weitesten Weg aber hatte Panagiotis Papadopoulos (85). Der erste Vereinsvorsitzende von 1989 lebt seit 20 Jahren wieder in seiner alten Heimat im nordgriechischen Saloniki. Krefeld war für ihn gewissermaßen seine dritte Heimat.

Die Großeltern des heutigen Vorsitzenden, Konstantinos Pinidis, waren Heimatvertriebene aus ihrem angestammten Siedlungsraum an der Südküste des Schwarzen Meeres in der Türkei. Vor und nach dem Abkommen von Lausanne von 1923 wurden fast 1,5 Millionen Pontos-Griechen verfolgt und unter schwierigsten Bedingungen nach Griechenland deportiert. Griechenland, das bis dahin eine Bevölkerung von etwa 5,5 Millionen hatte, sah sich nun einem Flüchtlingsstrom gegenübergestellt. Was einen Zuwachs von über 25 Prozent der damaligen Bevölkerung bedeutete.

Krefeld. Die Nachkommen der Vertriebenen in Krefeld bilden heute eine feste Gemeinschaft, die vor allem auf kulturellem Gebiet sehr aktiv ist. Die Bewahrung der Traditionen und der Geschichte ihres Volkes gehört dabei gleichrangig zu ihren Aufgaben, wie die Integration in die Gesellschaft hierzulande.

Pinidis ist ein Beispiel dafür. Der 52-Jährige ist Betriebsratsvorsitzender der Deutschen Edelstahlwerke (DEW) mit 650 Beschäftigten (nicht zu verwechseln mit Thyssen oder Outokumpu). Wie viele seiner Landsleute fing er nach seiner Übersiedlung nach Deutschland im Stahlwerk an. Sein Stellvertreter Ioannis Simeonidis entstammt bereits der zweiten Generation der Einwanderer. Er arbeitet als Kfz-Meister und ist Mitglied im Integrationsrat und im Arbeitskreis für Zuwanderung und Integration.

An diesem Abend tanzen sie, trinken und singen ihre Lieder. Dass sie im Kaya-Plaza unter einem türkischen Dach feiern, spielt keine Rolle mehr. Simeonidis: „Das ist Geschichte, die für uns keine Hypothek mehr darstellt. Wir sind hier Seite an Seite friedlich und freundschaftlich mit türkischen Familien aufgewachsen. Das soll auch so bleiben.“