Prostitution: Die Stadt muss andere Wege gehen

Diskussion um den Straßenstrich hilft Anwohnern nicht

WZ-Redakteur Mirko Braunheim

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Krefeld. Nach Recht und Gesetz ist das, was sich allnächtlich auf dem Straßenstrich an und rund um die Neue Ritterstraße abspielt, wohl in Ordnung. Prostitution ist legal, die Frauen haben Ausweise und Steuernummern. Der Verdacht, dass hier Menschenhandel betrieben wird, liegt zwar auf der Hand. Doch selbst die beiden Verdachtsfälle, in denen die Polizei ermittelte, ließen sich nicht erhärten. Vermutlich ist es Flüchtlingsarmut, die viele der Frauen dazu treibt, ihre Körper auf dem Strich anzubieten — dass sie dies freiwillig tun, darf bezweifelt werden.

Die Polizei urteilt nur nach Recht und Gesetz und dürfte mit ihrer Einschätzung richtig liegen, den Sperrbezirk nicht um dieses Gebiet zu erweitern. Die Anwohner aber sehen mehr als diese Vorschriften: Sie wollen keine benutzten Kondome im Vorgarten. Sie wollen ihren Kindern nicht erklären müssen, warum Frauen in aufreizender Pose Männern zuwinken oder im schlimmsten Fall im Wagen abseits der Straße beim Sex zu beobachten sind. Sie möchten ihre alte Lebensqualität wiederhaben und nicht von Freiern beschimpft werden.

Mit ihrer Taktik, den Sperrbezirk durch die Bezirksregierung erweitern zu lassen, wird die Stadt vermutlich scheitern. Zu schwach sind ihre Argumente, zu eindeutig die Stellungnahme der Polizei. Es werden andere Wege beschritten werden müssen, um die Straßenprostitution zu bekämpfen. Finanzieller Druck beispielsweise. Etwa mit einer Prostitutionssteuer. Köln und Bonn machen es vor, kassieren sechs Euro pro Nacht und kontrollieren das auch. Viel wichtiger aber: Krefeld verlangt — im Gegensatz zu anderen Städten — keine Gewerbeanmeldungen von Prostituierten. Mit der hätte sie Einflussmöglichkeiten auf Auflagen, etwa Gesundheitsanforderungen. Es wäre Gewerbesteuer zu entrichten. Und es bestünde die Möglichkeit, Frauen ohne Gewerbeschein einen Platzverweis zu erteilen. Selbst die Wohnungsprostitution, bei der es nach Darstellung des Polizeipräsidenten verheerende Zustände gibt, wäre ein Stück weit mehr kontrollierbar.

Die WZ hat die Stadt am Dienstag gefragt, warum sie die Möglichkeit nicht nutzt, Prostituierte zur Gewerbeanmeldung zu zwingen. Eine Antwort steht aus.