Prozess um Betrug: Scheibchenweise zur Wahrheit

Nur mühsam kommt der Prozess zu Betrügereien um rund eine Million Euro voran. Die Angeklagten sollen ihre Kunden in 57 Fällen geneppt haben.

Krefeld. Richter Herbert Luszak begrüßt die Runde am Landgericht erst einmal mit „fröhliches neues Jahr“. Drei Stunden später ist seine Fröhlichkeit vorbei. Nur mühsam und Zentimeter für Zentimeter plagt sich die 2. große Strafkammer durch die Suche nach der Wahrheit im Betrugsprozess um rund eine Million Euro. Am achten Verhandlungstag sollen drei Zeugen aussagen.

Wie die WZ berichtete, werden den 42 und 51 Jahre alten Angeklagten Mehmet Y. aus Dortmund und Mehmet S. aus Heusden-Zolder in Belgien Betrügereien in großem Stil vorgeworfen. In 57 Fällen sollen sie Kunden geneppt haben. Im Mittelpunkt der Vernehmungen stehen die Firma AGM, die auf der Ritterstraße in Krefeld beheimatet war, und die Hildener Firma Consilium. Gehandelt wurde dabei mit einem wahren Sammelsurium an Waren: Mehl, Zucker, Getränke, Nüsse, Mandeln, Autos, Elektronik, Computer, Handys.

Die beiden Angeklagten, die beide in Untersuchungshaft sitzen, sollen nach immer der gleichen Masche vorgegangen sein. Sie kauften sich in eine Firma ein, bestellten Waren und verkauften sie unter Marktpreis gegen Barzahlung. Danach verschwanden sie und ihre Firmen. Die Lieferanten blieben auf ihren Rechnungen sitzen.

Die drei Zeugen von Freitag können sich nur vage erinnern, obwohl die vorgeworfenen Delikte erst 2009 und 2010 stattfanden. Nazit T. arbeitet heute als Lagerarbeiter in seiner früheren Firma in Pulheim. Er sieht sich zwar durch eine Firma um rund 3000 Euro wegen Warenmängeln geschädigt, sonst sei aber sein Geschäft mit den beiden Firmen in Höhe von immerhin rund 100 000 Euro weitgehend korrekt verlaufen. Seine Frau Tülay ist heute seine Chefin. Sie gab an, einmal von der Firma Consilium Waren im Wert von 2500 Euro erhalten zu haben. Sie bezahlte bar, aber ohne Quittung. Warum, blieb offen.

Der dritte Zeuge, der 58 Jahre alte Ali Ö., Wirtschaftsingenieur, war gar aus Berlin angereist. Auch er habe für Elektronik, Laptops und andere Dinge nur einmal bar bei Consilium bezahlt. Was aus den steinreichen Kasachen wurde, die von Ali Ö. LKW für eine neue Spedition kaufen wollten, blieb ungeklärt, wie vieles in diesem Prozess.