Radler mit Bodenhaftung
Nach einem Arbeitsunfall hatte der begeisterte Sportler Paul Ibach ein steifes Knie. Für 6000 Euro ließ er sich ein Handbike bauen.
Krefeld. Wenn Paul Ibach zur Arbeit radelt, schauen ihm die Menschen staunend hinterher. Oder sie übersehen ihn: „Wenn ich klingele, damit die Leute mir Platz machen, schauen sie nach hinten und nehmen mich zuerst gar nicht wahr“, sagt er lachend. Erst auf den zweiten Blick wird der Uerdinger von anderen Radlern erblickt: Nur 20 Zentimeter über dem Boden liegt er auf seinem orangefarbenen Handbike.
Seit 2009 fährt Ibach damit herum: „Ich hatte einen Arbeitsunfall, und mein Kniegelenk wurde versteift, so dass ich kein Sport mehr machen konnte“, erzählt der 44-Jährige. Bei einem Klinikaufenthalt in Buchholz wurde er zum ersten Mal auf das Handbike aufmerksam, bei dem man mit den Armen kurbelt: „Da ich gerne Sport gemacht habe, war das genau das Richtige für mich“.
Jedes Rad wird für das jeweilige Handicap individuell angefertigt. Das Bike von Ibach kostet etwa 6000 Euro und ist ein richtiges Rennrad, das sogar im Windkanal getestet wurde: „Man kann es praktischerweise auseinandernehmen und gut im Auto transportieren“, erzählt der Uerdinger. Dies ist auch wichtig, denn seit 2011 nimmt Ibach für das Team Pro-Activ, den Hersteller der Bikes, regelmäßig an Marathonfahrten teil.
Aktuell fährt er bei der Rennserie „Handbike Trophy“ mit — sieben Rennen in ganz Deutschland. Der 44-jährige Radler hat sich das Ziel gesetzt, unter die besten Zwölf zu kommen. Um dies zu erreichen, trainiert er jeden Tag: „Ich fahre mit dem Bike zur Arbeit und zusätzlich noch eine weitere Übungsstrecke. So komme ich auf etwa 8000 Kilometer im Jahr“, erklärt Ibach. Sein Bike erreicht eine Geschwindigkeit von rund 30 Stundenkilometern. Somit schafft er eine Marathonstrecke von 42 Kilometern in anderthalb Stunden.
Ganz ungefährlich ist das Hobby allerdings nicht. Auch wenn das dreirädrige Gefährt recht stabil aussieht, kann man leicht stürzen: „Das ist mir schon mal passiert, als ich ein Fahrmanöver testen wollte. Deswegen besteht auch Helmpflicht“, erzählt der Uerdinger. Eine weitere Gefahr liegt in der Höhe des Handbikes. Dadurch, dass man nur knapp über dem Boden liegt, kann man von anderen Verkehrsteilnehmern schnell übersehen werden. Um besser auf sich aufmerksam zu machen, hat Ibach deshalb eine orangefarbene Fahne an seinem Bike befestigt.
Paul Ibach erzählt, dass er der einzige Handbikefahrer in Krefeld und Umgebung ist. Deswegen ist das Aufsehen, das er mit seinem kuriosen Gefährt erregt, umso größer: „Ich werde täglich gefragt, ob es bequem ist, wie ich dazu komme und ob das Rad selbstgebaut ist. Besonders Kinder sind fasziniert davon.“
Das Fahren ist zur Leidenschaft des 44-Jährigen geworden. Seine Frau unterstützt sein zeitaufwendiges Hobby. Das Ziel für die nächsten Jahre ist es, eine neue Bestzeit zu fahren und in internationale Marathonfahrten reinzuschnuppern.