Prettyland: Wie verblasste Fotografien
Die Galerie am Südwall zeigt erneut die chinesische Ausnahmekünstlerin Luo Mingjun.
Krefeld. Die Präzision im Detail lässt an Fotografien denken. Tatsächlich bilden Fotos die Grundlage der Bilder von Luo Mingjun. Bereits bei ihrer früheren Ausstellungen in der Galerie Prettyland begeisterten die Arbeiten der chinesischen Künstlerin, jetzt ist sie erneut am Südwall zu Gast.
Aufgewachsen und künstlerisch ausgebildet in Zentralchina, lebt Luo Mingjun seit 1987 in der Schweiz. In ihrer Malerei verbinden sich Einflüsse traditioneller chinesischer Tuschemalerei mit europäischer Kunsttradition.
Daraus hat sie in den letzten Jahren eine außergewöhnliche Maltechnik entwickelt. In hellen, fast transparenten Ölfarben modelliert die Künstlerin ihre Motive auf der nicht grundierten, naturfarbenen Leinwand. Als Lichtflächen breiten sich die gemalten Passagen aus, wobei winzige Details sichtbar werden.
Bereits beim Übertragen der Fotos lässt sie ihrer Fantasie freien Lauf und arbeitet auch aus der Erinnerung heraus. Wenige Fixpunkte genügen, um ein präzises Bild zu entwickeln. Erinnerung ist ein wichtiges Stichwort für die Künstlerin, die in den Bildern auch ihre eigene Vergangenheit aufleben lässt. „The way to home“ heißt eines der älteren Werke, das jetzt erneut gezeigt wird. Ein Weg ist zu sehen, hell leuchtend mit wenigen Schatten. Links häufen sich Blätter vor einem alten Gebäude. Eine leicht melancholische, aber nicht düstre Stimmung wird spürbar.
Neue Arbeiten zeigen Fahrräder, mal einzeln, mal dicht gedrängt. Auch hier beeindruckt die virtuose Technik, die den Alltagsgegenständen eine filigrane Schönheit verleiht, auch hier ist Melancholie im Spiel. Beim Bild eines einzelnen Fahrrads stellen sich Gedanken ans Wegfahren ein, an Abschied und Einsamkeit. Dabei verlieren sich diese Bilder nie in Sentimentalität.
In „Wunderland“ leuchtet über dem Dickicht eines Waldes der in hellen Tönen gemalte Himmel. Feinste Verästelungen und die Silhouette eines Vogels werden sichtbar. Auch hier: Präzision und Emotion — vielleicht steckt darin das Geheimnis dieser Ausnahmekünstlerin.
Südwall 55. Geöffnet Mi. bis Fr., 13-18 Uhr, Sa. 11-15 Uhr. Bis 23. November.