Neue Musik: Ein Sieg für den ungewohnten Dreiviertelton

In der Pax-Christi-Kirche an der Glockenspitz fand für drei Tage die musikalische Avantgarde eine Heimat.

Krefeld. Ein passender Ort. Tage Neuer Musik gab es jetzt unter dem Motto „Orient — Okzident“ in der Pax-Christi-Kirche an der Glockenspitz, die vom ehemaligen Pfarrer Karl-Josef Maßen mit sicherer Hand zum Ort für zeitgenössische Kunst gemacht wurde. Sicheres Gespür bewies jetzt auch die Jury, die für den Kompositionswettbewerb im Rahmen der Musiktage aus fast 20 eingereichten Werken fünf für die Finalrunde nominiert hatte.

Generalmusikdirektor Mihkel Kütson vom Stadttheater und der Komponist Dimitri Terzakis hatten absagen müssen, so dass sich in der Schlussjury beim Uraufführungskonzert zum Kompositionswettbewerb nur noch die Komponisten Miro Dobrowolny und Martin Wistringhausen befanden.

Kurzerhand hievten die zwei Kantor Christoph Scholz, Mitinitiator der Musiktage, ins Jurorenamt. 4000 Euro Preisgeld standen zur Verfügung, die am Ende ein wenig zu salomonisch auf alle fünf Wettbewerber aufgeteilt wurden.

Zwei dritte Preise in Höhe von jeweils 500 Euro erhielten Katharina Roth für „Snake Charmer“ und Raphaël Languillat für „Orchidées Orange“. Roths Stück für Bassflöte, Bassklarinette, Schlagzeug, Violine und Cello ist im Detail vielfarbig, schillernd, doch im Ganzen wirkt das Werk etwas überkomplex und statisch. Languillats Opus für Klarinette, Cello und Klavier hingegen überwindet nicht das Skizzenhafte. Es bebildert trotz freier Klänge zu funktional sein Thema des Aufrichtens.

Zwei zweite Preise wurden jeweils mit 800 Euro dotiert. Erich S. Hermanns „shift 6 — commentary on silence“ für Bariton, Bassklarinette, Cello und Klavier geht mit Sprachakrobatik und sich überlagernden Zitaten rhythmisch und klanglich so intensiv wie gewandt zu Werke und setzt einen ironisch zu begreifenden Kontrapunkt zum Thema der Stille.

Gabriel Malancioius „Faces of Oneness“ für Bariton, Flöte, Klarinette, Violine, Cello und Klavier stellt in zwei Teilen westliche und östliche Spiritualität einander gegenüber. Ein Text von Hildegard von Bingen bildet die Grundlage für den ersten, ein Mantra für den zweiten Teil. Hier hätte man sich eine Vermischung beider Positionen in einem Teil vorstellen können.

Verdienter Gewinner wurde Matthias S. Krüger. Sein „Kambozorg“ für Flöte, Klarinette, Violine, Cello und Klavier wurde mit 1400 Euro dotiert. Das Stück verbindet schon auf musikalischer Ebene die Themenfelder Orient und Okzident. Es arbeitet mit dem fürs Abendland eher ungewohnten Dreiviertelton (Kambozorg), kombiniert eher östliche Klangschichtung mit eher abendländischer Melodik und bleibt für Deutungen trotz schlüssiger Dramaturgie offen.

Herzlicher Applaus für die Preisträger und das engagiert agierende Kammermusikensemble „hand werk“.