Gefühlvolle Romantik und tragische Liebe
Ein Liederabend in der Jüdischen Gemeinde entpuppte sich als musikalisches Juwel.
Krefeld. Ein musikalisches Juwel war am Sonntagabend auf der Bühne der Jüdischen Gemeinde zu entdecken: Vor leider kleinem Publikum wurde ein klassischer Liederabend geboten — der so klassisch gar nicht war.
Denn mehrere Stücke hatte der Krefelder David Cavelius gekonnt für ein Streichquartett arrangiert, und so bekannte und auch unbekannte Stücke dank neuer Töne zum Klingen gebracht.
Das erste Konzert der Reihe „Habima“ in diesem Halbjahr hieß „Im Abendrot — vom Lieben und Lassen“. Die Sopranistin Karola Pavone begann, von Cavelius am Klavier begleitet, mit Liedern von Robert Schumann und Johannes Brahms. In diesen Kompositionen findet die gefühlvolle Romantik ihren Ausdruck: Herz reimt sich auf Schmerz, Liebe und Sehnsucht bleiben manches Mal unerfüllt.
Den Kompositionen liegen Texte von Clemens Brentano, Friedrich Rückert oder August von Platen zugrunde. Sie beschreiben gern weibliche Lebensmodelle, die allerdings inzwischen überholt sind.
In eine spätere Zeit führte das Programm mit Ottorino Respighis „Il Tramonto“ — der Sonnenuntergang. Ein Stück mit Wurzeln in der Romantik, das auch schon auf die Jahrhundertwende verweist: Diese Interpretation lag der Sopranistin, die in Italien geboren wurde und als Teenager nach Deutschland kam, ganz besonders. Dankenswerterweise waren die fremdsprachigen Texte mitsamt ihrer Übersetzung im Programmheft abgedruckt. Wer mochte, konnte die Worte zum ergreifenden Gesang mitlesen.
David Cavelius hatte auch die Noten zu Respighis tragischer Liebesgeschichte für Streichquartett arrangiert. Wunderbar gespielt vom Érato-Quartett aus Köln erschloss sich so das Liedgut in Vielstimmigkeit noch einmal auf frische Weise.
Ganz neu für die meisten Zuhörer war eine Komposition im zweiten Teil. Der Belgier Guillaume Lekeu schrieb in seiner kurzen Lebenszeit (1870-1896) ein zauberhaftes spätromanisches „Nocturne“, das alle sechs Musiker zusammen aufführten. Nach all der Ergriffenheit ließ Karola Pavone mit ihrem klaren Sopran in der Zugabe die Zukunft leuchten — nach dem Drama kam „Der Morgen“ von Richard Strauss.