Musikalischer Brückenschlag in die DDR-Zeit
Zum Tag der Deutschen Einheit dirigiert Mihkel Kütson ein Werk von Siegfried Matthus.
Krefeld. „Alle Jahre wieder gehe ich hier am 3. Oktober auf die Bühne und freue mich über den Rückhalt des großartigen Orchesters“, verkündete Oberbürgermeister Gregor Kathstede. Mit der Amtskette geschmückt sprach er zu den Gästen im keinesfalls ausverkauften Seidenweberhaus zum traditionellen Konzert am Tag der Deutschen Einheit.
Dieser Tag sei Anlass, über unser Land nachzudenken, erklärte Kathstede, und er konzentrierte sich auf drei wichtige Ereignisse unserer jüngeren Geschichte: Auf das Jahr 1813 mit der Völkerschlacht bei Leipzig, in deren Zusammenhang die Farben der deutschen Flagge zustande kamen; auf das Jahr 1945, ab dem die deutsche Einheit keinen Bestand mehr haben sollte und schließlich das Jahr 1989. „Die Wende, die wir aus eigener Kraft geschafft haben, umso wertvoller ist sie.“
„Die Gegensätze zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik sind noch nicht ganz verschwunden. Uns einen heute gemeinsame Sorgen“, erklärte der Oberbürgermeister und gab als Stichworte Finanzen, Syrien, Folgen der Globalisierung und die Herausforderung des demographischen Wandels.
Dann lenkte er den Blick auf die aktuelle Lage in Deutschland und die Bildung einer neuen Regierung: „Sie muss sich mehr um die Kommunen kümmern! Mit verarmten Kommunen ist auf Dauer kein Staat zu machen.“ In den verarmten Kommunen wachse die Unzufriedenheit der Bürger und da sei keine erfolgreiche Politik zu machen.
Im Finale seiner Ansprache schlug er wieder den Bogen zu den Musikern und stellte die Leistungen des Generalmusikdirektors Mihkel Kütson heraus. „Kütson hat verstanden, sich innerhalb kürzester Zeit sehr beliebt zu machen — eine glückliche Personalauswahl in dieser Position“, verkündete Kathstede.
Nach der rund zehnminütigen Rede konnte Kütson das Rednerpult zum Dirigentenpult umwandeln. Mit der Komposition Furioso von Rolf Liebermann (1910-1999) begann das Festkonzert.
Zum Tag der Deutschen Einheit hatte man auch einen musikalischen Brückenschlag in die ehemalige DDR aufs Programm gesetzt. Siegfried Matthus (geboren 1934) „gilt als der bekannteste und meistgespielte Komponist der ehemaligen DDR“, erläuterte die Konzertpädagogin Eva Ziegelhöfer.
Den festlichen Charakter des Tages unterstrich das Konzert für Trompete, Pauken und Orchester, das Matthus 1982 zur Hundertjahrfeier der Berliner Philharmoniker komponiert hatte. Als Solisten kamen im Seidenweberhaus Jonathan de Weerd (Trompete) und Günther Schaffer (Pauken) zum Zuge.
Nach der Pause erklang mit Robert Schumanns Sinfonie Nr. 4 ein romantisches Werk nach der musikalisch „schweren Kost“ des ersten Teils des Konzerts. Ein langer Applaus vor dem gemeinsamen Singen der Nationalhymne und ein noch intensiverer anschließend bewiesen, dass das Publikum die Leistungen der Niederrheinischen Sinfoniker wieder hoch einschätzte.