Rappelvolles Haus bei Creinvelt

Beim Krieewelsch-Programm im Krefelder Hof bekommen Politik und Verwaltung auch diesmal wieder ordentlich ihr Fett weg.

Wenn gestandene Herren in geringelten Badeanzügen der 20er Jahre mit pinkfarbenem Schwimmring auf der Bühne stehen und das Stadtbad zum Thema haben. Wenn alte Frauen, die eigentlich Männer sind, das Smartphone mit der Fernbedienung verwechseln und sich wundern, warum nichts funktioniert. Und wenn auf der Melodie von „Die Biene Maja“ Oberbürgermeister Meyer in Anwesenheit besungen wird — dann hat die Gesellschaft Creinvelt in „Sondierungsgesprächen“ ein klasse Krie-ewelsch-Programm erdacht. Titel diesmal: „Wer weiß, wofür et juut is . . . “.

Foto: Andreas Bischof

Die Premieren-Besucher im ausverkauften Parkhotel spenden stehend großen Applaus und fordern Zugabe. Deshalb trifft die Aufforderung zu Beginn der Sitzung: „Komm’ vorbei, lasst uns feiern, komm’ doch her“, auf offene Ohren. Der wie stets bestens aufgelegte Sitzungspräsident Georg Rupp trägt Superman-Kostüm, gibt aber zu: „Ich als Superman — das hätte mir meine Mutter auch nicht abgenommen.“ Es sei harte Arbeit, die Welt zu retten und vor allem das Kostüm überzuziehen. Mit dem diesjährigen Prinzen befindet sich Rupp als „kleingewachsener Sixpack-Mann“ auf Augenhöhe: „Der ist so klein als wie ich.“

Und dann geht’s thematisch hinein in das Krefelder Geschehen, das genug Angriffspunkte bietet: Zwei Bürger mit Migrationshintergrund treffen sich auf dem Weg zum VHS-Kurs. Der eine in bayerischen Lederhosen, der eine Skischule auf dem Egelsberg eröffnen will, dort „wo man aus dem Flugzeug direkt in den Hang kann zum nächsten Olympiastützpunkt Buscher Holzweg“. Er fragt an der Haltestelle nach dem Seidenweberhaus: „Warum hat man es nach dem Zweiten Weltkrieg nicht abgerissen, wie das Ostwall-Glasdach später auch? Ist es hier im Norden auch so, dass man auf die kleinen Leute nicht hört?“ Der andere kommt aus dem „Krisengebiet mit schlechten Straßenverhältnissen und marodierenden Banden — aus Uerdingen“. Wenn sich drei ältere Damen im „Blödia-Markt“ treffen, um ein Handy zu kaufen, kann der Verkäufer leicht verzweifeln. Als Anbieter brauchen sie „QVC, ARD und ZDF“, SMS nutzen sie nicht, „auch nicht mit Lack und Leder“, getwittert wird auch nicht, denn „Ehemann Hubert lebt nicht mehr“. Dafür haben sie den „Zünsler in de Bux“. Mit drei Richtigen im Lotto leben sie normal weiter. Creinvelt-Vorsitzender Wilhelm Havermann präsentiert sich dann als Spottdrossel mit fein gesponnenem treffendem Humor.

„Creinvelt war früher Pflicht für Politiker und Verwaltungsleute; es ist wie bei den Weight Watchers heute: ,Hier kriegen sie ihr Fett weg.‘“ Er nennt die Obergrenze in der Stadtwald-Gastronomie: „Bis hierher kommt der Ober, die anderen müssen selber gehen.“ Charly Nießen besingt die „Stroote on Jasse en Krie-ewel“ wo er seine Freunde trifft, ganz ohne Schlaglöcher zu behandeln. Das Alter wird stets gerne genommen und zwar mit Humor: „Egal ob das Glas halbvoll oder halbleer ist — Hauptsache die Zähne passen rein. Es gibt Menschen, die so vorsichtig leben, die sterben wie neu.“ Oder: „Bio ist gar nichts; ich nehme an Konservierungsstoffen, was ich kriegen kann.“

Und dann kommen die sieben singenden Wasserratten der Schwimmvereinigung Wilhelm II. in Adiletten zum Stadtbad: „Tausendmal probiert, schau’n mer mal, was jetzt passiert. Die Stadt hat mit Investoren gespielt, bei jeder Entscheidung die Stadt sich gerne ziert.“ Und da sie das Glasdach am Ostwall nicht mehr sehen wollen, heißt es: „K-Bahn, wir fahren jetzt mit dir.“ Doch dann verkünden sie auf der Biene Maja-Melodie: „Wir sind jetzt aus dem Gröbsten raus, dank Meyer — Meyer schenk’ uns doch ein Bier.“ Der Besungene applaudiert stehend und schmunzelt. Wer weiß, wofür et juut is . . .