Gericht Raubmord: Opfer suchte Gesellschaft

Der 81-Jährige sei hilfsbereit und großzügig gewesen, hieß es vor Gericht. Die fünf Angeklagten schweigen weiter.

Foto: Marius Becker, dpa

Krefeld. Im Mordprozess um den quyalvollen Tod eines 81-jährigen Rentners am 1. Oktober 2014 in St. Tönis tauchte das Gericht am Donnerstag ins Rotlichtmilieu ein: Eine schwerhörige Bordell-Leiterin hatte die Lacher auf ihrer Seite. Eine geladene Prostituierte kam hingegen nicht zu Wort, weil die Übersetzerin nicht ihre Sprache sprach. Es war der dritte Verhandlungstag vor dem Landgericht Krefeld, an dem die Angeklagten immer noch kein Wort zu den Vorwürfen sagten.

Fünf mutmaßliche Raubmörder im Alter von 17 bis 22 Jahren sitzen auf der Anklagebank. Zwei von ihnen waren zur Tatzeit minderjährig. Die vier jungen Männer und eine Frau aus Straelen, Weeze und Bergheim sollen den alten Mann vor einem Jahr in seinem Haus überfallen, geschlagen, getreten und mit einem Elektroschocker malträtiert haben. Er sollte verraten, wo er seinen Tresorschlüssel versteckt hält. Dann wurde er umgebracht — den Spuren zufolge erwürgt oder erdrosselt.

Vor dem Krefelder Landgericht gab die Bordell-Leiterin an, das Opfer gut gekannt zu haben. Sie habe den 81-Jährigen als netten Kunden kennengelernt. „Er wollte noch ein bisschen was erleben auf seine alten Tage“, sagte die 63-Jährige. Oft erzählte er von Reisen, die er machte. Großzügig und hilfsbereit sei er gewesen, habe gelegentlich Kuchen mitgebracht und auch mal Möbel verschenkt. Sie habe den Rentner sogar schon mit einem Bekannten in dessen Haus besucht, berichtete die Frau. Dort habe sie auch einen großen goldenen Tresor gesehen. Der Mann sei mehrfach in ihrem Lokal gewesen, man wusste, dass er nach dem Tod seiner Frau einsam war und Gesellschaft suchte. Eine Angestellte habe später sogar bei dem Mann geputzt.

Was denn der Rentner in der Bar gemacht habe, wollte einer der Anwälte ganz genau wissen. Ja, er sei mit Mädchen auf dem Zimmer gewesen, bestätigte die Frau und blockte Fragen nach eigener Beteiligung umgehend ab: „Ich sowieso nicht, ich bin ja nur die gute Seele des Hauses“, beteuerte die 63-Jährige.

Eines der Mädchen sei die 35-Jährige gewesen, die später aussagen sollte, aber nicht konnte. Sie soll an einem der nächsten Verhandlungstage aussagen.

Zwei der Angeklagten sollen zuvor den Tipp erhalten haben, dass es bei dem Rentner etwas zu holen gibt. Aus einem vorangegangenen Einbruch hätten sie zudem gewusst, dass es einen Tresor in dem Haus gibt. Beute soll sich darin angeblich aber nicht befunden haben. Die Täter hätten sich mit Zigaretten und der Uhr des Opfers begnügen müssen.

Die Verhandlung wird am kommenden Montag vor dem Krefelder Landgericht fortgesetzt. Dann sollen Polizeibeamte gehört werden. Das Gericht hat für den Fall insgesamt neun Verhandlungstage angesetzt.

An den beiden ersten Prozesstagen hatte sich das Gericht vor allem mit Verfahrensfragen beschäftigen müssen. So hatten die Verteidiger der Richterin Befangenheit vorgeworfen, weil sie im Verfahren Haftbefehle gegen die Verdächtigen bestätigt und die Anklage zugelassen hatte. Ein Richter sei nicht deswegen befangen, weil er sich bereits mit dem Fall befasst habe, hieß es im Prozess. Red