Schiedsleute: Beleidigung, Verleumdung oder Sachbeschädigung sind ihr Ding
Schiedsmänner und -frauen schlichten bei privaten Streitigkeiten. Im nächsten Jahr blicken sie in Krefeld auf eine 60-jährige Tradition zurück.
Krefeld. „Du dumme Kuh. Du blöder Ochse“ — schnell ist ein böses Wort gesagt. Nachbarn, die sich jahrelang gut verstanden haben, geraten sich, wenn sie auf dem falschen Fuß erwischt werden, oft wegen Kleinigkeiten in die Haare. Dann ist guter Rat teuer. Schiedsleute können hier vermitteln, damit der Zwist nicht eskaliert und vor dem Richter endet. In Krefeld blicken die ehrenamtlich tätigen Streitschlichter im nächsten Jahr auf eine 60-jährige Tradition zurück.
„Unsere Vorbereitungen für das Jubiläum, das im November 2011 im Rittersaal der Burg Linn stilvoll gefeiert wird, laufen bereits“, sagt Heinz-Günther Roeder, der Vorsitzende der Bezirksvereinigung Krefeld-Moers im Bund Deutscher Schiedsfrauen und Schiedsmänner (BDS). „Dann werden wir auch Arbeiten von Studenten der Verwaltungsfachhochschule Duisburg vorstellen. Sie haben sich thematisch mit unserem Ehrenamt beschäftigt.“
In ihren Arbeiten behandeln die Studenten beispielsweise die „Entwicklung und Historie des Schiedsamtes in Krefeld und dem Niederrhein“. Außerdem geht es um „Die Rolle der Schiedsperson in Bezug auf Gesellschaft, Justiz und Politik“. Diese Schriften verdeutlichten die Wertschätzung für die Tätigkeit, freut sich Heinz-Günther Roeder.
Einen Ehrenplatz bekommt an diesem Tag Karl Engels, der das Amt seit 35 Jahren innehat. „Mit ihm haben wir den dienstältesten Schiedsmann Deutschlands in unseren Reihen. Außerdem kommen die aktiven Kollegen. „Zurzeit haben wir alle Posten besetzt“, berichtet Roeder. „Für den Bezirk Forstwald/Benrath stehen jetzt Neuwahlen an. Es haben sich neben einem Mann auch zwei Frauen beworben. Derzeit gibt es in Krefeld nur Schiedsmänner.“
Nach der Wahl — die auf fünf Jahre festgesetzt ist — sind sie zuständig für die Schlichtung von privaten Streitigkeiten wie Körperverletzung, Beleidigung, Verleumdung, Bedrohung oder Sachbeschädigung. „Neben der Kenntnis der gängigen Paragrafen des Nachbarschaftsrechts und Strafgesetzbuches benötigen sie ein Lebenserfahrung, gesunden Menschenverstand, Einfühlungs- und Durchsetzungsvermögen und die Bereitschaft, sich um die Probleme anderer Menschen zu kümmern. Außerdem müssen sie die deutsche Sprache in Wort und Schrift sicher beherrschen.“
Im regionalen BDS haben die Verantwortlichen bereits auf einen Gesetzentwurf aus dem Haus von Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger reagiert. Roeder: „Das neue Gesetz soll die sogenannte Mediation stärken, um aufwendige und kostspielige Gerichtsverfahren zu vermeiden. Wir haben bereits vier zertifizierte Mediatoren in unseren Reihen.“