Schießerei auf Krefelder Südwall: War es ein Mordanschlag?
Krefeld. Er habe sein Opfer nur einschüchtern wollen. Der Schütze, der am 19. Mai auf dem Krefelder Südwall das Feuer auf den Inhaber eines Kultur-Cafés eröffnete, ließ am Dienstag vor dem Krefelder Landgericht über seinen Verteidiger mitteilen, dass er nie vorhatte, den 38-jährigen Gastronomen umzubringen.
Davon geht jedoch die Staatsanwaltschaft aus - die Anklage lautet auf versuchten Mord.
Hintergrund der Schießerei, die an einem lauen Sommerabend auf dem belebten Südwall viele geschockte Zeugen hinterließ, ist eine Familienfehde. Der Bruder des 23-jährigen Angeklagten hatte vom Bruder des Opfers ein Auto gekauft. Später entbrannte ein Streit darüber, dass es nie einen Kaufvertrag für das Geschäft gab. Die Käuferfamilie soll darauf bestanden haben, so dass sich der Konflikt hochschaukelte.
Inzwischen, so schilderten es Angeklagte und Opfer am Dienstag, haben die Familien aus dem Balkan sich darauf geeinigt, keine weitere Blutrache zu üben. Auch der Café-Besitzer, der wie durch ein Wunder nur einen Durchschuss an der Hüfte erlitten hatte, machte deutlich, dass für ihn der Vorfall erledigt sei. Nicht aber für den Richter: "Wir sind verpflichtet, das aufzuklären."
In seiner Aussage widersprach der Angeschossene schließlich der Version des Schützen. Dieser habe im entscheidenden Moment keine Munition mehr gehabt, nur deshalb habe er überlebt. Der Prozess wird Mitte November fortgesetzt. neuk