Schönwasserstraße: Hausfriedensbruch mit Säge

Hecke und Bäume auf fremdem Grundstück wurden gerodet. Die Pächter erstatten Strafanzeige.

Krefeld. Sie stiegen mit der Kettensäge über Zäune auf ein fremdes Grundstück und machten eine Weißdornhecke, Walnussbäume, Holunder und einen Lebensbaum nieder. Erst Tage später bemerkten Joachim und Elke Buschke, was auf ihrem seit 18 Jahren von der Stadt gepachteten 1000 Quadratmeter großen Gartengelände an der Schönwasserstraße passiert war. Ihr Haus befindet sich gegenüber auf der anderen Straßenseite. Nachbarn hatten die „Täter“ allerdings am 28. Februar bei ihrem geräuschvollen Treiben beobachtet.

Elke Buschke vermutet, dass hinter der Fällaktion am letzten Tag, an dem Hecken aus Gründen des Vogelschutzes noch gerodet werden dürfen, ein Plan steht: Nämlich möglichst schnell den Weg für die Erschließungsstraße für die umstrittene Innenbebauung im Karree zwischen Friedrich-Ebert-Straße und Schreberstraße, Schönwasser- und Grotenburgstraße zu ebnen. Nur durch den heutigen Garten kann die Straße zu den Grundstücken verlaufen.

Bis zu elf Häuser könnten in dem Gebiet entstehen. Der Bebauungsplan ist seit Herbst 2011 rechtskräftig, ein notarieller Vertrag zu den Rechten aller betroffenen Eigentümer derzeit in Vorbereitung. Neun Eigentümer möchten Teile ihrer großen Grundstücke verkaufen, die Mehrheit der im Quartier lebenden Bockumer wehrt sich seit Jahren vehement gegen die Verdichtung (die WZ berichtete mehrfach). Noch allerdings sind manche Details für die Einfamilien-Neubauten nicht geklärt. Die Verkaufswilligen wollen die Erschließung der Grundstücke einschließlich Kanal- und Straßenbau selbst in die Hand nehmen. „Weil die Stadt zu teuer sein soll“, hat Elke Buschke gehört.

In mehreren Telefonaten hat sie in dieser Woche festgestellt, dass städtische Dienststellen über die Rodung in ihrem Garten nichts wussten. Hecke und Bäume, die gefällt wurden, gehören der Stadt. Am Mittwoch erstattete das Ehepaar, das keine Kaufs- oder Verkaufsinteressen im Karree hat, Anzeige bei der Polizei wegen Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung. Wer Auftraggeber der Fällung war, glauben sie zu wissen. Jetzt wird die Polizei die Zeugen hören.

Ex-Bezirksvertreter Heinz Pfortmüller, erklärter Gegner der Innenbebauung und selbst betroffener Anwohner, ist überzeugt davon, dass von Seiten der Verkaufswilligen Druck auf andere Eigentümer ausgeübt worden ist bzw. wird. Elke Buschke will einfach nur eine Antwort auf die Frage, wie lange sie ihren Garten noch nutzen kann.

Der Verkauf des verpachteten Grundstücks an die neun Eigentümer muss allerdings noch vom Hauptausschuss beschlossen werden.