Krefeld Schreckschüsse bei Hochzeit sorgen für Aufregung

Polizei weiß zunächst nicht, dass es sich um eine Hochzeitsgesellschaft handelt. Vorsitzender der Union türkischer Vereine nimmt Stellung. Im Netz wird diskutiert.

Foto: Lothar Strücken

Krefeld. Als am Samstagnachmittag in der Innenstadt Schüsse fallen, gehen in der Leitstelle der Polizei gleich mehrere Notrufe ein. Zunächst sei den Beamten nicht klar gewesen, „um welche Art von Schüssen“ es sich handelte, sagt Polizeisprecherin Katrin Wentker. Erst im Laufe des folgenden Einsatzes wird klar, dass es harmlose Gäste einer türkischen Hochzeit sind, die bei einem Autokorso mit Schreckschusspistolen in die Luft geschossen und damit für Aufruhr in der Innenstadt gesorgt hatten.

Wie viele Beamte insgesamt im Einsatz waren, will die Polizei auf Nachfrage nicht sagen. Die Beamten halten am Ostwall rund 16 Fahrzeuge an. Gut 15 Minuten wird der Verkehr in Richtung Hauptbahnhof dadurch lahmgelegt.

Zufällig kommt auch Mesut Akdeniz, Vorsitzender der Union der Türkischen und Islamischen Vereine, an diesem sonnigen Nachmittag am Einsatzort vorbei. Wie viele andere Passanten, habe er sich zunächst gefragt, ob etwas Schlimmes passiert sei, erzählt er. In die Luft zu schießen, sei in manchen Regionen der Türkei eine Tradition. „Es ist ein Ausdruck der Freude“, erklärt Akdeniz am Montag. Er hat eine klare Meinung zu dem Brauch. „Generell sollte man es nicht in der Öffentlichkeit oder mitten in der Stadt machen“, sagt Akdeniz.

Schließlich wüssten Bürger und Polizei nicht, ob es sich um einen Ernstfall handelt. Akdeniz selber sei kein Freund dieser Tradition, die in etwa vergleichbar mit den Schützentraditionen in der hiesigen Region sei. Aber es gibt Leute, die daran Spaß haben. Man sollte es aber nur auf privatem Raum machen und es vorher anmelden“, sagt Akdeniz.

Gesetzlich ist der Gebrauch von Schreckschusswaffen klar geregelt. „Die Polizei hat am Samstag zwei Strafanzeigen wegen Verstößen gegen das Waffengesetz gestellt“, teilt Polizeisprecherin Katrin Wentker mit.

Der Erwerb und Besitz von entsprechend genehmigten Schreckschusswaffen ab 18 Jahren sei zwar frei, das Führen ohne im Besitz eines kleinen Waffenscheins zu sein dagegen nicht. Das Abfeuern sei außerhalb von Schießstätten erlaubnispflichtig und stelle bei rechtswidrigem Verhalten eine Ordnungswidrigkeit dar, teilt Polizeisprecherin Wentker mit. Ähnliche Vorfälle habe es in letzter Zeit in Krefeld nicht gegeben. Im Netz hallen die Schreckschüsse weiter nach.

Auch auf der Facebook-Seite der WZ wird diskutiert. „Die Polizei hat wieder Langeweile. Das gehört einfach zu fast jeder Hochzeit dazu. Immer ruhig bleiben — übrigens wir Türken wären die letzten, die mit scharfen Pistolen herumschießen würden“, schreibt Harun Nur. Viktoria Wechter sieht das anders: „Hast du mal daran gedacht, was heutzutage alles passiert? Wenn man auf der Straße ist und keine Ahnung hat, dann denkt man an das Schlimmste bei den Schüssen.“