Schüler werden zu Handylehrern

Fünf junge Menschen zeigen älteren Bürgern den Umgang mit moderner Technik und erhalten dafür ein Ehrenamtszertifikat.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Ältere Menschen ärgern sich oft über Jugendliche, die ständig mit dem Handy telefonieren, fühlen sich in Bus und Bahn dadurch belästigt. Jugendliche dagegen belächeln oft die Unkenntnis der „Alten“ im Umgang mit den neuen Medien.

Zumindest die fünf Teenager und die etwa 40 Senioren, die an dem Handyprojekt in Fischeln teilgenommen haben, sehen das heute anders. Die Schülerinnen und Schüler einer 9. Klasse an der Gemeinschaftshauptschule Josef-Hafels-Schule haben in diesem Schuljahr Senioren geschult im Umgang mit modernen Mobiltelefonen.

In ihrer Freizeit trafen sie sich in der Geschäftsstelle des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) in Fischeln, um ältere Menschen im Einzelunterricht in die Geheimnisse eines Handys einzuweisen. Notruf absetzen, Einstellungen erklären, SMS und Mails lesen und schreiben, Apps und Kurzwahltasten einrichten, Fotografieren und Bilder verschicken, Kontakte (z.B. von Kindern und Enkeln) speichern und sogar die Nutzung von WhatsApp waren die Themen der Sitzungen.

„Ich war erstaunt, wie jugendlich und offen die Senioren waren“, sagte Hassan Sarr, einer der unterrichtenden Schülerlehrer und sein Mitschüler Florian Olbert fügte begeistert hinzu, „das würde ich gerne noch länger machen“. Die Jugendlichen konnten sich in der Schule freiwillig melden, Lehrerin Ruth Bröskamp-Timmermann stellte den Kontakt zu Dieter Schreer, dem Koordinator des Freiwilligenzentrums Krefeld her.

Vor Beginn des Projektes wurden die Schüler in zwei Einführungsseminaren auf den Umgang mit älteren Menschen und auf deren Wünsche vorbereitet. Peter Hasse vom Freiwilligenzentrum hat dazu eine Checkliste erarbeitet, in der die Seniorenschüler am Ende des Projektes ankreuzen konnten, was sie gelernt haben.

„Trotz der meist sehr konzentrierten Arbeitsatmosphäre, gingen Jung und Alt sehr locker miteinander um“, sagt Bärbel Deussen vom ASB. Simone Kaiser ist sehr dankbar „für die Erfahrungen, die ich im Umgang mit den älteren Menschen gemacht habe“.

Die Dankbarkeit der Kursteilnehmer äußerte sich unter anderem in Mails, die sie nach dem Kurs an ihre jungen Lehrer schickten — gelernt ist gelernt. Im Freiwilligenzentrum erhielten Simone Kaiser, Florian Olbert, Hassan Sarr und Koray Yhaga (Denice Cooke war verhindert) nun ein Ehrenamtszertifikat, das ihnen hohe Sozialkompetenz bescheinigt.

Ein Nachweis, der sicherlich hilfreich sein kann bei den im kommenden Jahr anstehenden Bewerbungen. Das Projekt soll im nächsten Jahr weitergeführt werden und Interessenten können sich nach den Sommerferien im Freiwilligenzentrum melden, obwohl bereits jetzt 20 Namen auf der Warteliste stehen.