Offene Stellen So viele Lehrer fehlen zum Schulstart in Krefeld
Krefeld · Die Schule beginnt am Mittwoch wieder — mehr als die Hälfte der offenen Stellen bleiben aber unbesetzt.
„Da sind die sechs Wochen auch schon wieder um.“ Diesen Satz wird man heute wohl öfter zu hören bekommen. Die Schule geht wieder los. Nicht nur für die Schüler, sondern natürlich auch für die Lehrer — soweit vorhanden. „Der Lehrermarkt ist leergefegt“, verkündete NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer vergangene Woche.
Und das gilt auch für Krefeld: 182 zu besetzenden Lehrerstellen in der Stadt standen bis Freitag gerade einmal 88 Einstellungen gegenüber. Mit einer Besetzungsquote von 48 Prozent liegt Krefeld damit ganz im Landesdurchschnitt: Im Regierungsbezirk Düsseldorf lag die Quote bei insgesamt 47 Prozent. Besonders arg sah es an Grund-, Real- und Gesamtschulen aus (siehe Grafik). Doch nicht nur der Mangel an Bewerbern auf ausgeschriebene Stellen gestaltet den Start an so mancher Schule als holprig: „Ich warte eigentlich nur darauf, dass sich noch eine Kollegin schwanger meldet“, sagt Michael Schütz, Leiter der Kurt-Tucholsky-Gesamtschule. Gerade zu Beginn des Schuljahres gebe es viele Unwägbarkeiten. „Die Stundenpläne sind nach zwei bis drei Wochen wieder überholt, dann muss ich wegen Ausfällen umplanen.“
Auch an der Kurt-Tucholsky-Schule war eine Stelle ausgeschrieben. Die konnte auch besetzt werden, „allerdings hat da eine Oberstufenlehrerin zugegriffen“, so Schütz. Weit schwieriger werde es, längere Ausfälle durch beispielsweise Krankheit oder Schwangerschaft zu kompensieren. „Es gibt viel zu wenige Vertretungslehrer“, so Schütz. Wie auch, der Markt sei ja leer. Für viele Referendare beginne zudem nun die Prüfungszeit. „Ab Oktober sind dann wieder Leute zu kriegen.“ Aber eben nicht für jedes Fach. „Für Physik oder Musik ist es nahezu unmöglich. Stellen für Sonderpädagogen laufen auch alle leer.“
Eine Besserung der Situation ist in den kommenden Jahren nicht in Sicht. Es fehlt der Nachwuchs. Darum wirbt die Landesregierung auch zunehmend um Seiteneinsteiger. Für Schütz, der für 120 Lehrer und rund 1200 Schüler verantwortlich ist, sind diese aber keine Option. „Ehrlich gesagt möchte ich darauf nicht zurückgreifen“, sagt der Schulleiter. Es sei den Lehrern gegenüber, die ihren Job „von der Pike auf“ gelernt haben nicht gerecht. Man wolle ja auch nicht von einem Arzt behandelt werden, der gar nicht Medizin studiert habe.
Ob er langfristig auf die Quereinsteiger verzichten kann, wird sich zeigen. Zahlreiche Schulen in Krefeld werden aktuell ausgebaut und erweitert, gerade bei den Gesamtschulen tut sich einiges. „Natürlich laufen auch andere Schulen aus, da werden sicher Lehrer wechseln, zum Beispiel von der Realschule“, sagt Schütz. Aber alle Stellen werden so wohl nicht besetzt werden.
Bei der Stadt macht man sich diesbezüglich offenbar keine Sorgen. Auf alle Anfragen bezüglich des Lehrermangels, möglicher Probleme beim Schulausbau und nach Strategien, um junge Lehrer für eine Anstellung in Krefeld zu begeistern, antwortet man aus dem Rathaus mit einem Verweis an die Bezirksregierung. Kein Wunder also, dass man auch an der Kurt-Tucholsky-Schule mit gemischten Gefühlen in die Zukunft blickt. „Es bleibt spannend“, sagt Schütz mit Blick auf die kommenden Wochen.