Seidenweberhaus: Wer kocht im Millionengrab?

Auch im dritten Anlauf hat der Aufsichtsrat des Seidenweberhauses keine Entscheidung getroffen. Restaurant und König-Palast künftig getrennt?

Krefeld. Es sei ein „informativer Informationsabend“ gewesen, mehr nicht. Dieses Fazit zog Monika Brinner, Vertreterin der Grünen im Aufsichtsrat der Seidenweberhaus GmbH nach der fast drei Stunden langen Sitzung am Mittwochabend. Denn auch im dritten Versuch seit vergangenem November hat das Gremium keine Entscheidung über den oder die Nachfolger der Rudnik-Brüder zum 1. Mai getroffen, deren Vertrag Seidenweberhaus-Geschäftsführer Paul Keusch nicht verlängert hatte (die WZ berichtete).

Ausführlich listete ein Bauingenieur vor den Aufsichtsräten die Baumängel des 1975 fertiggestellten Betonklotzes mit der zeitgenössischen Oktogon-Architektur auf. Ohne dass er konkrete Zahlen genannt hat, war allen klar, dass eine Sanierung Millionen verschlingen würde — ein unrentables Unterfangen also. Mehrheitlich sind die Politiker im Aufsichtsrat inzwischen dafür, die Gastronomien von Seidenweberhaus und des zur GmbH gehörenden König-Palastes zu trennen. Dem Beton-Bau könnte so ein gewisser Bestandsschutz genommen werden, den ein langfristiger Gastronomie-Vertrag garantiert hätte.

Für die Heimstatt der Pinguine ist die Meerbuscher „Broich Premium Catering GmbH“ im Gespräch, die schon 2007 in Krefeld Fuß fassen wollte: im damaligen „Ballhaus“ in der ehemaligen Kino-Passage am Ostwall. Durch die Pleite der Hauseigentümer entwickelte sich im Objekt aber lediglich eine Bedarfsgastronomie bei einigen Events. Georg W. Broich hat wie Klaus Rudolph ein Konzept für den König-Palast abgegeben.

Die neuerdings auch von Teilen der CDU befürwortete Trennung von Seidenweberhaus und Köpa hat jedenfalls dazu geführt, dass Klaus Rudolph gestern als Interessent abgesprungen ist. „Ich werde Herbst Pitt ab 1. Mai übernehmen“, teilte der Hotelier aus Bad Hindelang, früherer Rennbahn- und Seidenweberhaus-Gastronom, mit. Ein Vertrag ist aber noch nicht unterschrieben. Georg Mäurers, der Inhaber der Immobilie an der Marktstraße, erklärte auf Anfrage der WZ lediglich: „Im Mai wird Herbst Pitt auf jeden Fall wieder öffnen.“

Klaus Rudolph zeigte sich andererseits erleichtert, nicht für mindestens vier Jahre in das „Millionengrab“ Seidenweberhaus zu ziehen. Jürgen Biester, Küchenchef bei Rudniks, ist mit einem Partner ebenfalls noch unter den wenigen Interessenten, die Headhunter Adler (Anwalt einer Hagener Kanzlei) im vergangenen halben Jahr an Land gezogen hat. „Es kommt auf die Pacht-Konditionen an“, äußerte sich der Küchenchef, der bei Rudolph gelernt hat, vorsichtig. Es könne ja sein, dass das Seidenweberhaus in zwei Jahren abgerissen ist.

Aufsichtsratsvorsitzender Wolfgang Feld (CDU) regte sich in der Sitzung ziemlich über den Hagener Headhunter auf. Er setzte ihm eine letzte Frist bis zum 15. Februar, um Unterlagen vorzulegen, über die das Gremium abstimmen kann. „Ich werde Herrn Adler beim nächsten Mal fragen, wie viel Geld er kassiert hat“, kündigte Feld erbost an. Denn die Seidenweberhaus GmbH macht zusammen mit dem Eishockey-Tempel jedes Jahr Millionen-Verluste, für die der Krefelder Steuerzahler aufkommen muss.

Gastronom Klaus Rudolph ist von Seidenweberhaus-Chef Paul Keusch enttäuscht: „Die von mir gestellten Fragen zu den Objekten sind nie beantwortet worden.“ Zudem seien Teile seines eigenen Konzeptes geklaut worden. Schließlich habe ihm der Geschäftsführer einen Vertragsentwurf vorgelegt, der den Namen „Peter Keusch“ trägt. Rudolph: „Und ich dachte immer, er heißt Paul.“