Helios-Klinikum Selbst Drillinge sind kein Zufall mehr

Seitdem Frauen die Möglichkeiten der künstlichen Befruchtung nutzen können, steigt die Zahl der Mehrlingsgeburten. Die WZ sprach darüber mit Professor Michael Friedrich vom Helios-Klinikum.

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Krefeld. Der Weg zum Wunsch-Kind ist für manche Paare lang. Wenn es auf natürliche Weise nicht klappen will, wählen Frauen immer häufiger die Möglichkeit der künstlichen Befruchtung. Mit der Folge, dass die Zahl der Mehrlingsgeburten steigt, während die Zahl der Geburten in Deutschland sinkt.

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Seit 2007 ist Professor Michael Friedrich Chefarzt der Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Helios-Klinikum: „Dreimal sind seither Drillinge hier in Krefeld zur Welt gekommen, davon einmal sogar durch natürliche Befruchtung.“

„Früher ist vor allem die Zahl der Zwillinge relativ konstant geblieben, bis die reproduktiven Maßnahmen vor 20 Jahren zugenommen haben“, erinnert sich der Mediziner. Seither gibt es immer mehr Mehrlingsgeburten. „Für die Paare ist diese Möglichkeit ein Segen, wenn sie selber auf natürliche Weise kein Kind bekommen können.“

Die Ursachen für eine ausbleibende Schwangerschaft sind vielfältig, die Folgen für das Paar oftmals weitreichend. Der nicht erfüllte Kinderwunsch wird für viele zur persönlichen Zerreißprobe. Der auf den Partnern lastende psychische Druck erschwert eine natürliche Empfängnis. „Erst wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind, ist die künstliche Befruchtung zu überlegen.“ Doch eine hundertprozentige Garantie bieten die verschiedenen Methoden laut Friedrich auch nicht.

Die Möglichkeit der künstlichen Befruchtung wird im Helios-Klinikum nicht angeboten. Aber das Haus arbeitet mit verschiedenen ambulanten Praxen im Umkreis zusammen. Nicht zuletzt deshalb, weil das Mutter-Kind-Zentrum am Lutherplatz auch für Risiko-Schwangerschaften personell und technisch ausgestattet ist.

„Die Baby-Take-Home-Rate liegt bei 20 bis 35 Prozent in Deutschland“, erklärt Friedrich. Mit diesem englischen Begriff, der übersetzt Baby-nach-Hause-nehm-Rate heißt, umschreiben Mediziner die Erfolgsaussichten einer künstlichen Befruchtung. Für etwa jede dritte Frau erfüllt sich der Kinderwunsch. „Ein Drittel der auf diese Weise gezeugten Kinder sind Zwillinge und fünf bis sechs Prozent Drillinge“, berichtet Friedrich.

Einmal in seinem Berufsleben hat er eine Vierlings-Geburt begleitet. Das sei vergleichbar mit einem Sechser im Lotto, „ist aber gleichzeitig auch mit einem erhöhten Risiko verbunden.“ Mit der Zahl der Kinder im Mutterleib steige das Risiko einer Frühgeburt.

Um dieses Risiko einzugrenzen, ist in einzelnen Ländern inzwischen gesetzlich geregelt, wie viele befruchtete Eier der Frau eingesetzt werden dürfen. Bei der In-Vitro-Fertilisation werden bis zu drei außerhalb des Körpers der Frau befruchtete Eizellen wieder in die Gebärmutter eingesetzt. Unterstützt durch weitere Hormongaben reifen sie heran, und es kann zu Mehrlingsgeburten kommen.

Seit Friedrichs Antritt als Chefarzt in Krefeld sind in den vergangenen acht Jahren im Helios-Klinikum dreimal Drillinge zur Welt gekommen. „Zwillingsgeburten haben wir 40- bis 50-mal im Jahr“, sagt er. Im Jahr 2014 erblickten 1593 Säuglinge am Lutherplatz das Licht der Welt. Wie die Kinder gezeugt worden sind, ist spätestens mit der Geburt egal. „Die Eltern sind glücklich, auch wenn auf sie durch eine Mehrlingsgeburt mehr Arbeit zukommt.“