Psyche Sie hören Stimmen und wollen selbstständig leben

Das Alexianer Krankenhaus unterstützt seit zehn Jahren Menschen mit Wahnvorstellungen in ambulanter Betreuung.

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Krefeld. Karl F. ist 38 Jahre alt. Er leidet seit Jahren unter paranoider Schizophrenie. Das bedeutet: Er hat in bestimmten Phasen seines Lebens Wahnvorstellungen. Er sieht oder hört dann Dinge, die andere Menschen nicht wahrnehmen, die für ihn jedoch real und wichtig sind. Sich und die Wohnung zu pflegen oder einkaufen zu gehen, ist dann völlig nebensächlich. Der 38-Jährige gehört zu den rund 200 Personen mit geistiger und psychischer Behinderung, die im Rahmen des „Ambulant Betreuten Wohnens“ der Alexianer Krefeld GmbH unterstützt werden. „Für sie sind 30 Mitarbeiter in Voll- und Teilzeit, gebündelt in drei Teams, eingestellt“, berichtet Maria Jäger, Leiterin des Wohnverbundes.

„Ein viertes Team, das sich primär um Menschen aus dem Raum Kempen kümmern soll, ist im Aufbau.“ Die „Aktion Mensch“ förderte das Projekt vor rund zehn Jahren etwa fünf Jahre lang. Diese Starthilfe ermöglichte es, neue Wege in der Eingliederung von Menschen mit Behinderungen in die Gesellschaft aufzuzeigen. Das Betreute Wohnen habe sich vom Modellprojekt zum verlässlichen Angebot entwickelt, sagt die Leiterin. Es richtet sich an volljährige Personen, die psychisch behindert oder von psychischer Behinderung bedroht sind. Außerdem zählen zur Zielgruppe Menschen mit einer geistigen Behinderung, mit chronifizierten Suchterkrankungen, Alkoholfolgeerkrankungen sowie mit Doppeldiagnosen. Die psychische Behinderung entsteht in der Regel durch eine Chronifizierung diverser psychischer Erkrankungsbilder, wie zum Beispiel Schizophrenie, Persönlichkeitsstörungen, komplexe posttraumatische Belastungsstörungen, Depressionen, Angst- und Zwangserkrankungen. Unter Chronifizierung wird der Übergang von der vorübergehenden zur dauerhaften (chronischen) Präsenz einer Erkrankung oder eines Symptoms verstanden.

Jäger: „Ziel der Eingliederungshilfe für diese Menschen ist es, ihnen ein selbstständiges Leben mit allen Unterstützungsmöglichkeiten in der eigenen Wohnung zu ermöglichen. Nur mit der individuellen Hilfe - der Lebenssituation und dem Unterstützungsbedarf entsprechend - haben diese Menschen in der eigenen Wohnung, aber auch in der Wohngruppe oder im Heim, eine wirkliche Chance auf Teilhabe am Leben in der Gesellschaft, unabhängig von der Art und Schwere der Behinderung.“ Vor Beginn, aber auch während der Unterstützung im Rahmen des Betreuten Wohnens erarbeiten die Mitarbeiter mit dem Klienten gemeinsam einen individuellen Hilfeplan. Er beinhaltet dann den Bedarf und die hierfür nötigen Maßnahmen. „Die Unterstützung orientiert sich dabei vor allem an den individuellen Zielen und Wünschen des jeweiligen Klienten“, berichtet Jäger. „Schwerpunkte sind die Bewältigung des Haushaltes, die Tagesstrukturierung und Freizeitgestaltung, der Aufbau und die Förderung sozialer Kontakte gehören ebenso dazu wie die Hilfen zur Entwicklung einer neuen Berufsperspektive oder die Unterstützung bei Behördenangelegenheiten.“ Ebenso wichtig seien das Erlernen neuer Strategien zur Krisen- und Konflikt-Bewältigung, Beratungs- und Entlastungsgespräche zur psychischen Stabilisierung sowie die Kooperation mit anderen Hilfsangeboten. „Jeder Klient hat einen festen Mitarbeiter als Ansprechpartner, der kontinuierlich zuständig ist. So kann eine vertrauensvolle Arbeitsbeziehung aufgebaut werden, die Voraussetzung für eine gelingende Betreuung ist.“