Geburt So hilft eine Doula bei der Geburt
Krefeld · Beke Graw ist weder Hebamme noch Geburtshelferin. Sie bietet eine spezielle Dienstleistung.
Die Doula unterstützt die werdende Mutter während der Geburt, aber auch in den Wochen vor dem Termin und nachher. „Ich stehe der Gebärenden die ganze Zeit zur Seite, ohne Schichtwechsel und Pause“, erklärt Beke Graw und lächelt. „Es kann dauern, bis das Kind kommt.“ Die 38-Jährige ist eine gelernte und zertifizierte Doula. In Krefeld sei dieses Angebot weitgehend unbekannt, sagt sie. In größeren Städten wie Düsseldorf, München und Berlin sehe das anders aus.
„Doula kommt aus dem altgriechischen“, erklärt Graw. „Das bedeutet sinngemäß: Dienerin der Frau. Wir stehen einer werdenden Mutter rund um die Geburt als emotionale und psychologische Begleiterin zur Seite. Die Frauen wissen, dass jemand da ist, den sie kennen. Das gibt ihnen Sicherheit.“
Die Wiederbelebung dieses Modells stammt aus den USA
Das Konzept ist nicht neu, sondern wird seit Jahrtausenden praktiziert: „Frauen, die schon eigene Kinder haben und über 25 Jahre alt sind, helfen werdenden Müttern bei der Geburt. Sie wissen, wovon sie sprechen. Meistens haben die Frauen bis zu ihrer ersten nichts mit Geburten zu tun“, erzählt die Krefelderin, die selbst drei Kinder hat. „Die Wiederbelebung dieses Modells stammt aus den USA. Dort gibt es weniger Hebammen in den Krankenhäusern und dafür umso mehr Doulas.“ Sie massieren, trösten und erklären, sind ruhiger Pol in einem oft hektischen Klinikalltag.
Dabei hat die Geburtsbegleiterin keinerlei medizinische Funktion. „Ich werde im Kreißsaal nicht für die Frau sprechen, dem medizinischen Personal nicht reinreden, sondern es respektieren.“ Eine Geburt sei eine Grenzerfahrung, im schlimmsten Fall sogar eine traumatische, in der sich die Frau vor Schmerzen und Anstrengung allein gelassen fühlen könnte und die viele Partner überfordere, sagt Graw. „Ich stehe der Frau zur Seite und werde mit ihr später, im Wochenbett, über das Geburtserlebnis sprechen, damit es eine schöne Erfahrung ist.“
Sie erklärt aber auch, dass ihre Leistung keine Kassenleistung sei. Etwa 650 Euro kostet ihr Einsatz komplett. Die Betreuung beginnt in der Schwangerschaft. „Es gibt ein Treffen, bei dem sich die Doula der werdenden Mutter vorstellt und beide feststellen können, ob die Chemie stimmt. Dann gibt es noch zwei Treffen vor der Geburt, um beispielsweise zu klären, wo das Ereignis stattfinden soll; sei es Geburtshaus, Klinik oder zu Hause.“
Beke Graw: Dies alles ist mir eine Herzensangelegenheit
Es werde darüber hinaus über Sorgen und Nöte, wie Rückenschmerzen oder das Stillen gesprochen. Die Ansprache sei das vertrauliche „Du“. Zwei weitere Zusammenkünfte erfolgen nach der Geburt. Graw sagt: „Dies alles ist mir eine Herzensangelegenheit.“
Leider sei die „Herzensangelegenheit“ in Krefeld nicht nachgefragt. Deshalb ist die studierte Biologin als Seiteneinsteigerin und Referendarin in den Lehrerberuf für Biologie und Chemie an einer Gesamtschule in der Umgebung tätig. „Deshalb kann ich derzeit auch nur in den Ferien als Doula tätig sein. Ich muss ja die ständige Rufbereitschaft garantieren. Die nächste Gelegenheit wären die Weihnachtsferien.“