So könnte die Wohnstätte aussehen
Die Jury hat entschieden. Der Siegerentwurf eines Stuttgarter Büros besticht durch seine Zurückhaltung.
Krefeld. Vor allem der gelungene Dialog zwischen Alt und Neu hat die Jury überzeugt: Der Entwurf des Stuttgarter Büros Blocher Blocher Partners hat den 1. Preis im Architektenwettbewerb zur Neugestaltung der ehemaligen Werkkunstschule gewonnen. Sie soll zum Domizil der städtischen Wohnstätte werden.
Thomas Siegert, Vorstand der Wohnstätte
Der zweite Preis geht an das Hamburger Büro APB Architekten BDA. Den dritten Preis hat die Jury der Bietergemeinschaft Dreika Planungsgruppe GbR aus Krefeld zusammen mit Hoersch und Heinrich Architekten GBR aus Köln zugesprochen.
Damit ist noch nicht gesagt, dass der Siegerentwurf auch umgesetzt wird. Das europäische Recht fordert zunächst ein Vergabeverfahren unter den ersten drei Preisträgern, wobei die Stuttgarter durch das Jury-Votum einen Vorsprung haben.
„Die Vergabe könnte Ende März/Anfang April erfolgen, Baubeginn wäre Ende des Jahres, der Einzug dann zu Beginn 2016“, sagt Wohnstätte-Vorstand Thomas Siegert, der der achtköpfigen Jury angehört.
Die Entscheidung war für das Preisgericht nicht leicht. Rund 80 Bewerbungen waren eingegangen, 15 Büros wurden zugelassen, 14 reichten ihre Entwürfe ein. Mit denen haben sich die Preisrichter — Architekten, Planer und Vertreter der Wohnstätte — in anonymisierter Form einen Tag lang befasst.
Wichtige Punkte in der Diskussion waren — neben Organisation, Wirtschaftlichkeit und Funktionalität — der Umgang mit dem historischen Fassadenteil, welcher nicht abgerissen wird, und die städtebauliche Komponente in direkter Nachbarschaft zum markanten Behnisch-Haus. Dessen Büro hatte übrigens auch einen Entwurf eingereicht.
„Wir wollten auf keinen Fall etwas Protziges oder Überdrehtes, das passt nicht zu uns und unseren Kunden“, sagt Siegert. Zudem sollte sich der Entwurf auch nicht mit dem Behnisch-Haus „aufschaukeln“. Damit gehen vor allem die ersten beiden Preisträger sehr subtil um. Der dritte Entwurf kommt selbstbewusster daher, lässt den Kontrast zwischen Alt und Neu markanter hervortreten.
Der Architekt Volker Droste, Vorsitzender des Preisgerichts, sieht in der Zurückhaltung die Stärke des Siegerentwurfs. „Die Planer greifen die historische Lochfassade in einer modernen Form auf, bleiben bei einer ruhigen Gliederung. Innen hat man eine gute Orientierung, die alte Fassade bleibt auch hier in ihrer eigenen Qualität sichtbar und wird nicht zur Tapete.“ Der zweite Preis unterscheidet sich vor allem durch die bis auf den Boden gezogenen schmalen Fenster im Erdgeschoss und durch die unterschiedlichen Höhen im Dachbereich.
Mit dem Wettbewerb verbunden ist ein Preisgeld von 78 000 Euro, davon erhält der siegreiche Entwurf die Hälfte, der Zweite 30, der dritte 20 Prozent. Zu sehen sind die 14 Entwürfe in den nächsten drei Wochen am Ostwall 148. Das ist eines der Häuser, die die städtische Bau GmbH erworben hat, um dort eine Passage zu errichten — ein weiterer Baustein, um den Ostwall und das Umfeld attraktiver zu gestalten.