Sokoll leitet jetzt das Arbeitslosenzentrum
Der 59-Jährige löst Jo Greyn ab, der in Rente geht. Die Stadt hat erstmals seit 2011 wieder einen Zuschuss zugesagt.
Krefeld. „Der personelle Übergang in der Leitung des Ökumenischen Arbeitslosenzentrums Krefeld-Meerbusch (ALZ) hat reibungslos geklappt“, zeigt sich Werner Fleuren als Vorsitzender des Vereins „sehr zufrieden“. Nach 18-jähriger Tätigkeit ist Diplom-Sozialarbeiter Joseph „Jo“ Greyn mit dem Erreichen der Altersgrenze zum Jahreswechsel ausgeschieden. Er soll in den Vereinsvorstand berufen werden, um seine Kompetenz weiter einbringen zu können. Diplom-Sozialwissenschaftler Hans-Peter Sokoll aus Moers hat zum Jahresbeginn die Nachfolge angetreten, nachdem er schon seit 2013 als Sozial- und Rechtsberater im ALZ beschäftigt ist.
Der 59-jährige Sokoll stellt sich selbst vor. Das Gewerkschaftsmitglied bei Verdi sei schon 20 Jahre in der Sozialberatung tätig und im sozialen Bereich gut vernetzt. In den beiden vergangenen Jahren habe das ALZ jeweils 2600 Beratungen durchgeführt. Zur Klientel gehören vor allem Langzeitarbeitslose, darunter viele Alleinerziehende und im Niedriglohnsektor Arbeitende. Folgeerscheinungen seien Armut - auch Kinderarmut - und Schulden sowie Wohnungslosigkeit und psychische Erkrankungen. Allein in Krefeld seien 13000 Menschen schon vier Jahre und länger ohne Arbeit. Bei nur 2300 offenen Stellen klaffe eine Deckungslücke.
Sokoll hält es daher für dringend nötig, einen Arbeitsmarkt zu schaffen, in den Arbeitgeberverbände, Gewerkschaften, Arbeitsagentur, Jobcenter, soziale und städtische Einrichtungen integriert werden. So könnten mit Hilfe öffentlicher Mittel Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen etwa für den Ausbau des maroden Krefelder Radwegenetzes angeboten werden. „Langzeitarbeitslosigkeit verändert die Menschen“, ergänzt Fleuren. Manche seien nicht einmal mehr in der Lage, angesichts von Notlage und Existenzängsten sich selbst zu organisieren.
Um die Qualität der Beratung aufrecht zu erhalten, müsse die personelle Situation verbessert werden, fordert Sokoll. Aktuell verfüge das ALZ einschließlich Leiter über 1,8 Arbeitsstellen plus einem öffentlich geförderten Berater. Mit 2600 Beratungen im Jahr sei man „ausgereizt“. Daher hoffe das ALZ auf den für 2018 von der Stadt zugesagten Zuschuss von 15 000 Euro, der zuletzt 2011 gewährt worden sei.
Eine wichtige Initiative, die Greyn ins Leben gerufen hat, will Sokoll weiterführen. „Keiner geht allein zum Amt“ ist der Titel der Broschüre, die Erste Hilfe bei Hartz IV bietet und die Angst vor dem Amt nehmen soll. Die Berater des ALZ geben praktische Tipps zu Anträgen, Anspruch, Recht und anderen Fragen und organisieren notfalls auch eine Begleitung zum Jobcenter.
Wenig halten Sokoll und Greyn von den neuen Mietrichtwerten der Stadt für Leistungsbezieher auf Bemessungsgrundlage von Bruttokaltmieten. Der dafür herangezogene NRW-Betriebskostenspiegel benachteilige die Krefelder, weil Abwasser- und Müllgebühren in der Stadt überdurchschnittlich hoch seien und damit nicht der tatsächlichen Kostensituation entsprechen.