Stadtteile. Wie Oranier und Preußen die Architektur prägten

Stadtteile. · Christoph Dautermann beleuchtet als Vizechef des Museums Burg Linn in einem Aufsatz die Stadterweiterungen.

Autor und Kenner der Architektur: Christoph Dautermann vor einem Backsteinhaus am Vluyner Platz. 

Foto: Stadt Krefeld

Christoph Dautermann ist nicht nur stellvertretender Leiter des Museums Burg Linn. Nun ist er zum wiederholten Male auch als Autor in Erscheinung getreten. In der neuesten Ausgabe des Jahrbuchs für Hausforschung hat er einen Beitrag über Krefeld veröffentlicht. Unter dem Titel „Die neuen Häuser in den neuen Städten und Dörfern – Neuerungen im Hausbau unter dem Einfluss der Landesherren und ihrer Baumeister zwischen 1650 und 1830“ hat Dautermann einen Aufsatz verfasst. Er beschäftigt sich in seinem Bericht mit Krefeld unter oranischer und preußischer Herrschaft, den fünf Stadterweiterungen im Jahrhundert und dem Baugeschehen.

Der Ausbau der Stadt sei im 17. und 18. Jahrhundert in erster Linie auf das Bevölkerungswachstum zurückzuführen, schreibt er. „Die Ursache dafür war zunächst der Zuzug von Glaubensflüchtlingen, später die wirtschaftliche Prosperität der Stadt.“ Die erste Erweiterung von 1691 vollzog sich noch unter der Herrschaft der Oranier, die folgenden von 1711, 1738, 1752 und 1766 unter dem preußischen Königshaus. Der Architekt Michael Leydel habe dabei das Stadtbild in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts geprägt im Auftrag der Seiden-Verleger mit Gebäuden und Gebäudekomplexen. Nach dem Zweiten Weltkrieg sei davon nur das sogenannte Floh’sche Haus an der Friedrichstraße, einst die erste Adresse der Stadt, wieder aufgebaut worden.

Die wesentlich bescheidener Lebenden hätten sich in den Nebenstraßen in Wohn- und Geschäftshäusern niedergelassen. Zweiter Weltkrieg, Wiederaufbau und Nachkriegsplanung hätten von dem im 18. Jahrhundert einheitlichen Stadtbild so gut wie nichts mehr übrig gelassen. Mit dem Haus an der Lohstraße 106 sei im Gebiet der ersten Stadterweiterung von 1691 aber ein Fachwerkgebäude fast unbemerkt bis auf den heutigen Tag erhalten geblieben. Die Untersuchung der Bauhölzer habe ein Baudatum in den 1730er-Jahren ergeben. „Das Gebäude an der Lohstraße dürfte somit der letzte Vertreter einer Häusergattung sein, wie sie für das 18. und frühe 19. Jahrhundert typisch und prägend für einen großen Teil der Krefelder Innenstadt war“, so Dautermann.

Der Band versammelt 35 Aufsätze der Jahrestagung 2018 des Arbeitskreises für Hausforschung, die in Schwerin stattfand.