Natur Eremitenquelle in Hüls soll wieder Wasser führen
Stadtteile. · Ein Forschungsprojekt machte in den vergangenen vier Jahren unter anderem 17 Quellen in Krefeld ausfindig.
Nach vier Jahren Arbeit konnte das Projekt „Quellen am Niederrhein“ einen Zwischenstand präsentieren. Mit beteiligt sind neben der Biologischen Station aus dem Rhein-Kreis Neuss, vertreten durch Michael Stevens als Projektleiter, die Geologische Station Krefeld, der Kommunalbetrieb Krefeld und das Netzwerk Kulturlandschaft des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) als Sponsor. In den vergangenen vier Jahren konnten sie 137 Quellen in Krefeld (17, vier fließend), Viersen (80, zehn fließend) und im Kreis Neuss (34, vier fließend) ausfindig machen. Eine Grundlage für die Erfassung der Quellen bieten Archivmaterial und persönliche Befragungen der Bevölkerung.
Viele fließen nicht mehr
und liegen trocken
Ob religiös, medizinisch oder kulturell — Quellen sind von vielseitigem Interesse. Doch kam während der Untersuchungen heraus, dass viele von ihnen nicht mehr fließen und trocken liegen. Eine der trocken liegenden Quellen ist die Eremitenquelle auf dem Hülser Berg in Krefeld. Durch die Eiszeit besitzt der Hülser Berg eine wasserstauende Tonschicht. Diese ist auch für die Entstehung der Eremitenquelle verantwortlich. Die am Ostabhang gelegene Quelle trägt unter anderem auch die Namen Einsiedlerborn und Jungfernpöttchen.
Ihren Hauptnamen erhielt sie, da vor 1805 nachweislich ein Einsiedler an der Quelle lebte. Aufgrund seines hohen Ansehens als Heilkundiger begrub man ihn an der Quelle und benannte sie nach ihm. Dies ist nur eine der Geschichten, die sich um die Eremitenquelle ranken. Im Jahre 1904 wurde die Quelle vom Krefelder Verschönerungsverein mit Mauerwerk eingefasst, und ein Stahlröhrchen sorgt für den Zufluss. Sie ist als Naturdenkmal gekennzeichnet. Heute besteht der Wunsch, das Gewässer wieder fließen zu lassen. Erste Ideen zur Reaktivierung sind bereits geschmiedet.
In Anbetracht der Tatsache, dass die Quelle derzeit trocken liegt, war es umso erfreulicher, dass hier auch Lebewesen ausfindig gemacht werden. Zum einen lebt in dem Gewässer der seltene Höhlenflohkrebs. Einen besonders spektakulären Fund stellt der Muschelkrebs (Fabaeformiscandona latens) dar – es ist der erste Nachweis in Nordrhein-Westfalen.
Netzwerk stellt auch für die nächsten vier Jahre Gelder bereit
2013 wurde erstmals eine Förderung durch das Netzwerk Kulturlandschaft gewährleistet. Auch für die nächsten vier Jahre stellte das Netzwerk wieder Gelder bereit, sodass weitere Erkenntnisse gewonnen werden können. Das Netzwerk umfasst die 19 Biologischen Stationen im Rheinland. In seiner Form existiert es seit dem Jahr 2007. „Wir verstehen uns als Schnittstelle von Kulturlandschaftspflege und Natur“, meint der Zuständige vom LVR, „wer das eine macht, macht auch das andere – das kann man nicht trennen.“ Über das Netzwerk werden jährlich rund eine Million Fördergelder zur Verfügung gestellt, die für die unterschiedlichsten Projekte genutzt werden. Das Projekt „Quellen am Niederrhein“ gehört zu mittlerweile über 100 geförderten – für den LVR ein ganz neues Thema. Schon jetzt sind auch einige Quellen in Mönchengladbach, Wesel und Kleve gefunden worden. 180 Quellen sind in diesem Gebiet zusammengekommen. Erwartet werden jedoch noch mehr. Am Ende steht das Ziel, einen Überblick über die Quellen am Niederrhein vor Augen zu haben.
Auch für die Öffentlichkeit sollen die Ergebnisse sichtbar gemacht werden. Zum ersten Teil des Projektes sind diese sogar schon online einsehbar. Und zwar über die Webseite „KuLaDig“.
Der Zufluss einer Quelle wird durch verschiedene Aspekte gewährleistet. Da viele der Quellen derzeit trocken liegen, können daran auch Umwelteinflüsse abgelesen werden. Bei der Eremitenquelle vermutet man beispielsweise, dass die Aufforstung des Hülser Berges das Durchdringen von Niederschlagswasser erschwert. Zudem wachsen dort viele Buchen, welche besonders viel Grundwasser ziehen.
Auch langperiodische Schwankungen haben ihren Einfluss, denn in vielen trockenen Jahren bleibt die nötige Grundwasserneubildung zum Teil aus, sodass der Quelle der Zufluss fehlt. Außerdem besteht in solchen Phasen eine höhere Verdunstungsrate.