Der Traum von Olympia 2016
Die Judoka Taïs Martinez hat die Westdeutsche Meisterschaft der Frauen gewonnen. Jetzt fährt sie zur Deutschen.
Krefeld. Sie ist 17 Jahre alt, blond, sehr hübsch, introvertiert, fast ein bisschen schüchtern. Niemand, der Taïs Martinez sieht, würde vermuten, dass sie ihre Gegner im wahrsten Sinne des Wortes mit Links auf die Matte legt. Denn die Krefelder Judoka ist Linkskämpferin - für neue Gegner eine unerfreuliche Tatsache.
Doch es ist nicht so, das Taïs diesen Bonus ausspielen müsste. Die jüngsten Erfolge der Spanierin können sich sehen lassen: Aufstieg in die 1. Bundesliga mit dem Brander TV sowie Westdeutsche Meisterin und Bezirksmeisterin der Frauen. "Mein Ziel war es, bei der Westdeutschen unter die ersten drei zu kommen, um mich so für die Deutsche Meisterschaft zu qualifizieren", sagt Taïs.
Denn nominiert war sie für die Deutsche Meisterschaft nicht, ihr blieb nur der Weg über ein erfolgreiches Abschneiden bei der Westdeutschen. "Der Grund für die Nichtnominierung war, dass die Schule bei mir im Moment absoluten Vorrang hat. Ich möchte gern zur Polizei, dafür brauche ich unbedingt das Abitur." Ihr größter Wunsch ist es, später Beruf und Sport vereinen zu können, die Polizeilaufbahn bietet ihr dafür beste Chancen. Über den Polizeisport ist Taïs zum Judo gekommen. Ihre sportliche Laufbahn begann sie als Achtjährige beim Polizei-SV Krefeld. "Ich war ziemlich gut und habe gemerkt, dass Judo etwas ist, das ich besser kann als manche andere. Ab da wollte ich Judo als Leistungssport machen." Mit dieser Entscheidung kam Anfang 2008 der Wechsel zum JSC Erkelenz.
Bereits 2007 hatten die Eltern für Taïs die doppelte Staatsbürgerschaft beantragt. Denn nur so hatte sie die Chance, auch zu Lehrgängen eingeladen zu werden und für Deutschland an den Start zu gehen. Zweimal wöchentlich fährt ihre Mama sie nach Erkelenz zum Training, mit dem Papa joggt sie - ebenfalls zweimal die Woche.
Das Kadertraining in Köln, zu dem die besten Judoka aus ganz NRW kommen, hat sie derzeit vom Trainingsplan gestrichen. So bleibt mehr Zeit zum Lernen. Ihre langfristigen Ziele verliert sie dennoch nicht aus den Augen. Der schwarze Gürtel, höchster Grad im Judo, gehört allerdings nicht dazu. "Ich fühle mich mit dem braunen wohler. Mir ist es lieber, die Gegner unterschätzen mich", sagt sie lächelnd. Den braunen Gurt hat sie auch nur, weil sie sonst keine Trainerlehrgänge absolvieren dürfte. Im Herbst 2008 hat sie den Trainerschein C gemacht. "Den bekomme ich erst ausgehändigt, wenn ich 18 bin."
Bis dahin konzentriert sie sich auf die erste Saison in der höchsten Ligaklasse und natürlich auf die Deutsche Meisterschaft der Landesverbände, am 18. Oktober in Wuppertal. Mit jedem Sieg kommt Taïs ihrem großen Traum ein Stück näher: Olympia 2016. Die sportlichen Voraussetzungen dafür hat sie sicher. Auch wenn schon jetzt ein Teil des Traums geplatzt ist. "Am liebsten wäre mir gewesen, in Madrid antreten zu dürfen. Denn im Herzen fühle ich mich Spanien verbunden."