Die Männer vom Gasthaus Gietz

Zwölf Bürger sorgen dafür, dass das Traditionslokal überleben kann.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Was passiert, wenn eine Skatrunde um den Fortbestand ihrer Stammkneipe bangt, ist bald in Fischeln zu sehen: Zwölf Krefelder Bürger haben den Gasthof Gietz an der Marienstraße übernommen. „Wir sind sehr aufmerksam geworden, als es hieß, den Saal für seniorengerechtes Wohnen umzubauen“, erzählt Horst Hannappel. Irgendwann war am Tisch die Entscheidung gefallen: „Wenn niemand das Gasthaus weiterführt, machen wir es.“

Ein Konzept wurde im intensiven Austausch mit dem Besitzer Manfred Gietz geschrieben, dann wurden die rechtliche Form und Mitstreiter gesucht und gefunden. Für das Projekt gab es keine Blaupause. Am 11. April 2013 fand schließlich die erste Gesellschafterbesprechung statt.

Horst Hannappel und Josef Krings treten als Sprecher dieser illustren Runde Fischelner Bürger auf, die aber mit Ulli Furth auch einen Nicht-Fischelner in ihren Reihen hat. „Es ist ja nicht uninteressant, jemanden in seinen Reihen zu haben, der Ahnung hat“, kommentiert Hannappel das Engagement des Gastronomen trocken.

Horst Hannappel, Gesellschafter

Gesellschafter Furth ist in dieser Hinsicht der kompetente Berater in einem Team von Männern, deren ausdrückliches Ziel es ist, den denkmalgeschützten Gasthof genau so zu erhalten, wie er ist: ein Treffpunkt für Stammtisch-Runden, Kegler, Skatspieler, für ein Bier an der Theke oder ein Abendessen und Vereinsfeste im Saal.

Dass der Treffpunkt erhalten bleibt, ist sicher: Die St.-Sebastianus-Bruderschaft ist — als einziger Verein — Mitgesellschafter in dem Bund der Privatpersonen. „Wir haben den Gasthof, den Biergarten und das Grundstück erworben — und außerdem das gesamte Inventar“, sagt Hannappel. Dazu gehört auch das Personal („Es wird übernommen“) und selbst die Speisenkarte. Gut bürgerliche Küche soll auch in Zukunft serviert werden.

Der Wirt, der das mitmacht, ist gefunden. Alex Georgiadis betreibt zurzeit den Brauereiausschank Gulasch in Meerbusch-Büderich. Auf ihn fiel am Ende einer aufwendigen Suche die Wahl. „Wir sind richtig übers Land gezogen“, beschreibt Hannappel den „sehr dynamischen Prozess“, der der Einigung vorausging. Überzeugt habe die Geradlinigkeit des Kandidaten: „Er ging keiner Frage aus dem Weg und hat geklärt, was zu klären war.“

Für zehn Jahre haben sich die Gesellschafter und der Gastronom aneinander gebunden, ein ungewöhnlich langer Zeitraum. Eine Option auf Verlängerung ist zusätzlich eingebaut, eine Mitgliedschaft Georgiadis in der Eigentümergesellschaft „gern gesehen“. Eine verlässliche Bindung, wie sie sich auch in dem langjährigen Pachtvertrag niederschlägt, ist den Eigentümern wichtig.

Die sind zwischen 41 und 77 Jahre alt und haben sich ebenfalls auf „mindestens zehn Jahre gebunden“. Aber eigentlich, sagt Hannappel schmunzelnd, sei das Engagement lebenslänglich.

Gemeinsam wollen sie in den denkmalgeschützten Gasthof investieren. Zwischen dem 19. Februar und dem 13. März soll frisch gestrichen, die Küchen- und Thekentechnik modernisiert werden. Behutsam werde das geschehen. Das wird die Denkmalschützer freuen, die das Jugendstil-Gebäude im Blick haben. Dessen Ästhetik schätzen die Gäste, weiß Hannappel. „Wir wollen nicht, dass sie sich an etwas Neues gewöhnen müssen.“