Ausblick 2015: Buckelpiste soll saniert werden
Der Stadtteil soll keine Schlafstadt für Düsseldorf werden, sagt im WZ-Gespräch Bezirksvorsteherin Doris Nottebohm.
Fischeln. Mit rund 26 000 Einwohnern positioniert sich Fischeln selbstbewusst als Ort zum Wohnen und Arbeiten. Im Gespräch mit der WZ spricht Bezirksvorsteherin Doris Nottebohm über Charakter und Perspektiven.
Frau Nottebohm, Sie sind die Bezirksvorsteherin in Fischeln. Mit dem Rathaus an der Kölner Straße hat der Stadtteil eine attraktive Verwaltungsstelle.
Doris Nottebohm: Ja, der Service wird von den Bürgern intensiv genutzt. Wir überlegen seit längerem, wie wir zudem Leben in die leerstehenden Räume bekommen. Lange war der fehlende Brandschutz das Problem, außerdem ist das Haus nicht barrierefrei. Trotzdem wäre es schön, wenn Bürger die Räume stärker nutzen könnten.
Doris Nottebohm
Herrscht Interesse daran?
Nottebohm: Ja, und ich versuche, das zu fördern. Auch deshalb haben wir zuletzt den Kinderkarnevalsverein Stahldorf mit Prinzessin und Anhang im geschmückten Ratssaal empfangen — und am Fastnachtsdienstag um 16 Uhr wird das Rathaus gestürmt. Schön wäre es, wenn man auch den Rathauspark nutzen könnte. Das wollen wirklich alle Bezirksvertreter.
Sie nutzen das Rathaus auch als „Dienstsitz“.
Nottebohm: Ja, ich biete einmal monatlich Sprechstunden an. Ich habe gedacht, dass mir die Bürger beim Thema Haushalt die Tür einrennen, aber es sind nur drei gekommen — und sie hatten ganz persönliche Anliegen.
Wo drückt der Schuh?
Nottebohm: Ein Anliegen ist beispielsweise, dass Fischelner in Fischeln alt werden wollen. Sie möchten im Ort bleiben. Insofern brauchen wir deutlich mehr seniorengerechte Wohnungen.
Wie sieht es generell auf dem Fischelner Wohnungsmarkt aus?
Nottebohm: Der Generationswechsel hat begonnen, weil alte, alleinstehende Menschen ihre Häuser verkaufen und Platz für junge Familien machen. Wenn wir also neue Wohnungen brauchen, dann für diejenigen, denen ihre Häuser zu groß geworden sind. Barrierefreiheit ist wichtig.
Gibt es für diese Zielgruppe ein Angebot?
Nottebohm: Am Marienplatz stehen seniorengerechte Wohnungen, und es gibt ein Altenheim. Unstrittig ist aber, dass in Fischeln Bedarf für ein zweites besteht. Das halte ich für wichtig.
Wie ist die Altersstruktur im Stadtteil?
Nottebohm: Das geht quer durch alle Altersstufen. Fischeln ist keine alte Stadt, aber es gibt viele ältere Bürger. Vor allem im Süden leben aber viele junge Familien.
Soll Fischeln überhaupt weiter wachsen?
Nottebohm: Neubaugebiete sind aktuell in Fischeln-Ost zwischen Oberbruchstraße und der K-Bahn sowie im Süd-Westen zwischen Willicher Straße und Hanninxweg vorgesehen.
Wie stehen Sie zu den Projekten?
Nottebohm: Fischeln-Ost brauchen wir nicht, und wenn im Süd-Westen gebaut wird, sollte eine ökologische Siedlung entstehen. Aber wir wollen keine Schlafstadt für Düsseldorf werden. Wenn man solche Projekte realisiert, muss zudem die Erschließung gesichert sein.
Fischeln ist doch sehr gut erschlossen. Wo sehen Sie die Probleme?
Nottebohm: Das ist wahr, verkehrlich ist Fischeln mehr als gut erschlossen. Aber die Verkehrsmenge ist ein Problem.
Das besteht schon jetzt, auch ohne neue Wohngebiete.
Nottebohm: Ja, aber es soll sich ändern. Wenn die B9 nicht länger Bundesstraße ist und die Ausweichroute beim Stau auf der Autobahn bis zur Oberschlesienstraße führt, könnte sich die Lage im Ort entspannen. Die Umwidmung soll in diesem Jahr erfolgen. Ich bin da skeptisch, aber man muss hier immer hoffen!
Apropos Hoffnung: Die Kölner Straße wird seit langem als elende Buckelpiste kritisiert.
Nottebohm: In diesem Jahr soll sie saniert werden. Statt der Pflastersteine wird eine Asphaltdecke gegossen. Außerdem wollen die Stadtwerke die Haltestellen barrierefrei umbauen.
Gibt es im Bereich Einzelhandel Wünsche für 2015?
Nottebohm: Die Situation ist super hier, ich vermisse nur eine Buchhandlung und ein Reformhaus. Außerdem wäre es gut, wenn ein Einzelhandelsgeschäft in den Siedlungen einen Standort hätte. Zurzeit fahren Fischelner nach Osterath, um Bücher oder Lebensmittel zu kaufen. Auch so erzeugt man Verkehr.
Welche Rolle spielt die Natur in der Bezirkspolitik?
Nottebohm: Wir treten dafür ein, dass jeder gefällte Baum ersetzt wird und möglichst viele gepflanzt werden. Auch an der Kölner Straße wäre das schön. Ich persönlich engagiere mich zudem im Förderverein für den Erhalt und die Entwicklung des Fischelner Bruchs. Freiflächen sind unheimlich wichtig.
Gibt es konkrete Projekte?
Nottebohm: Die Biotopvernetzung zwischen Forstwald und Oppum ist noch nicht realisiert, und es fehlt der Lückenschluss im Radwegenetz. Der Radweg Anrather Straße ist für dieses Jahr geplant, der am Strümper Weg soll später verwirklicht werden.
Was steht sonst auf der Wunschliste im Bezirk Fischeln?
Nottebohm: Sollte es Kürzungen im ÖPNV-Netz geben, muss die Linie 047 Oppum — Stahldorf unbedingt erhalten bleiben. Und die Gesamtschule gehört nach Fischeln, nicht nach Oppum. Hier sind die Schüler.