Doris Nottebohm kämpft gegen die Umgehungsstraße im Bruch
Der Förderverein will, dass die Straße und die Bauflächen aus dem neuen Regionalplan gestrichen werden.
Krefeld-Fischeln. Doris Nottebohm ist Vorsitzende des Fördervereins Fischelner Bruch seit seiner Gründung 2007. Momentan kämpfen sie und die rund 100 Vereinsmitglieder für eine Änderung des Flächennutzungsplans. Die Möglichkeit, durch das Fischelner Bruch eine Umgehungsstraße zu bauen, soll endgültig ausgeschlossen werden.
Frau Nottebohm, seit Jahren ist die Umgehungsstraße im Flächennutzungsplan verzeichnet — und wurde nie gebaut. Warum ist das Thema jetzt akut?
Doris Nottebohm: Wir sind momentan in einer besonderen Situation, weil gerade in Krefeld der Flächennutzungsplan, in Düsseldorf der Regionalplan und auf Länderebene der Landesentwicklungsplan geändert werden. Es besteht jetzt die Möglichkeit, die Umgehungsstraße und auch die Baulandflächen aus dem Regionalplan zu streichen.
Aber im aktuellen Flächennutzungsplan ist die Straße nicht verzeichnet.
Nottebohm: Der Plan wurde schon mehrfach geändert. Im neuen Regionalplan soll die Umgehungsstraße auch nicht mehr enthalten sein.
Wo liegt dann das Problem?
Nottebohm: Der Regionalplan stellt die Grundlage für den kommunalen Flächennutzungsplan dar und ist als Rahmenplan für die Kommune verbindlich. Im Regionalplan ist bisher die Umgehungsstraße verzeichnet.
Zudem ist das Gebiet zwischen Oberbruchstraße und K-Bahn als Baugebiet ausgewiesen. Selbst wenn im Flächennutzungsplan weder Umgehungsstraße noch Bebauung vorgesehen sind, kann das jederzeit geändert werden.
Könnte der Regionalplan nicht auch in ein paar Jahren wieder geändert werden?
Nottebohm: Grundsätzlich ja.
Dann könnten doch auch die Straße und das Baugebiet wieder aufgenommen werden?
Nottebohm: Im Hinblick auf den demografischen Wandel ist das sehr unwahrscheinlich. Der Trend geht eher zu einer Verdichtung im innerstädtischen Bereich.
Wie sieht der Zeitplan für die Neuaufstellung der Pläne aus?
Nottebohm: Ein Entwurf des Regionalplans soll im Dezember vorliegen. Dann haben die Kommunen bis März Zeit, ihre Stellungnahmen abzugeben.
Was wünscht sich also der Förderverein?
Nottebohm: Der Rat der Stadt muss die beiden Vertreter im Regionalrat, Manfred Läckes und Jürgen Hengst, beauftragen, für eine Herausnahme der Umgehungsstraße und der Baugebiete aus dem Regionalplan zu stimmen. Dies ist bisher noch nicht geschehen.
Was wäre denn so schlimm daran, wenn das Gebiet bebaut wird?
Nottebohm: Viele denken, in diesem Gebiet kann gebaut werden, weil es erschlossen ist. Zwei große Kleingartenbauvereine wären davon betroffen. An der östlichen Seite der Oberbruchstraße befindet sich die Bruchkante zum Niederbruch. Wenn auf der einen Seite gebaut wird, ist der Weg nicht mehr weit, auch die andere Seite zu erschließen.
Es geht uns nicht nur um den Blick von der Bruchkante aus. Wir sorgen uns auch um ein Gebiet, das für frische Luft in der Stadt sorgt, ein Naherholungsgebiet für die Bevölkerung. Hier kann man 49 Arten von Brutvögeln finden. Besonders erwähnen möchte ich die guten Grundvoraussetzungen für das Vorkommen der Steinkäuze. Aber auch Kleinspechte und Nachtigallen finden wir hier.
Wie wollen Sie auf die Problematik aufmerksam machen?
Nottebohm: Bisher haben wir rund 1500 Unterschriften gesammelt, da bleiben wir natürlich dran. Und es wird in den nächsten Monaten Aktionen geben.
Vor einigen Jahren haben Sie den geplanten Verlauf der Umgehungsstraße mit rot-weißem Flatterband nachgezogen. Meinen Sie solche Aktionen?
Nottebohm: Das verrate ich noch nicht. Aber die Aktion hat den Leuten zum ersten Mal gezeigt, dass die Straße ein Einschnitt in die Landschaft wäre. Das war vielen vorher gar nicht klar.
Gibt es Ideen für die vielen Freiflächen?
Nottebohm: Die Sichtachsen müssen natürlich erhalten bleiben. Auch wollen wir ein gutes Miteinander mit der Landwirtschaft. Wir werden weiter Bäume und Sträucher pflanzen und Bänke aufstellen.
Der Förderverein würde gerne für die Bürger eine Streuobstwiese anlegen. Es war schon jemand vom Naturschutzbund vor Ort und hat uns beraten. Die Bezirksvertretung ist ebenfalls einverstanden. Die Stadt soll uns nun eine geeignete Fläche vorschlagen.