Hohenbudberg — ein verschwundenes Dorf
Wo heute der Chemiepark steht, war bis in die 60er Jahre ein Dorf. Eine Chronik voller Anekdoten macht seine Geschichte lebendig.
Krefeld. An schönen Sommerabenden holen die Hohenbudberger ihre Wohnzimmerstühle aus den Häusern, stellen sie auf den Bürgersteig neben die Haustür, halten ein Schwätzchen und schauen den Kindern bis zur Dämmerung beim Spielen zu. Das Örtchen mit einer Volksschule und einer katholischen Kirche liegt idyllisch direkt am Rhein — das ist wohl auch ein Grund für seinen Untergang. Will man heute die älteste Kirche Krefelds, St. Matthias, besuchen, atmen die Besucher keine frische Landluft mehr, sondern den Geruch der Chemie. In den 60er Jahren kamen die Abrissbirnen — der Ort wurde vom Chemiepark, damals Bayer, geschluckt. Die Kirche und der Friedhof mit Blick auf den Rhein sind Überbleibsel.
Wilhelm Rennebaum ist in Hohenbudberg aufgewachsen und hat als einer der letzten Bewohner den Ort verlassen — mit 21 Jahren. Als er sich mit seiner Familiengeschichte beschäftigen wollte, ist er auch auf die des Ortes gestoßen — daraus hat er ein Buch gemacht. „Ein Teil der Chronik besteht aus selbst erlebten Situationen. Wenn eine Generation ausstirbt, ist auch das Wissen in den Köpfen dieser Menschen weg“, erklärt der Bockumer Rennebaum. „Hohenbudberg gehört zur Stadtgeschichte und ist ein sehr spannender Teil davon.“
Die Geschichte von Hohenbudberg beginnt im Jahr 732. Rennebaum nimmt den Leser mit durch den 30-jährigen und siebenjährigen Krieg, berichtet von Hungerjahren und Überschwemmungen. „Das Dorf musste sich immer wieder neu erfinden. Es hatte das Pech, direkt an der Heerstraße zu liegen. Und die Soldaten waren nicht zimperlich.“
Eine gravierende Wandlung gab es, als die Krefelder das Dorf direkt am Rhein für Urlaube und Ausflüge entdeckten. „1860 wurde durch die Schankwirtschaft Schmitz-Neppes mit einem Kaffeegarten zum Rhein hin aus dem Dorf die Sommerresidenz der Krefelder Schickeria“, erzählt Rennebaum. Zu dem Zeitpunkt gab es viele reiche Seidenweber-Familien in der Stadt.
Darunter auch die Familie ter Meer. Der Legende nach eröffnet der 24-jährige Edmund ter Meer seinen Eltern bei einem Aufenthalt in Hohenbudberg, dass er vorhabe, die chemische Fabrik „Dr. E. ter Meer & Cie“ am Rheinufer zwischen Uerdingen und Hohenbudberg zu eröffnen. Das tat er 1877 und legte damit den Grundstein für den heutigen Chemiepark Uerdingen...
Die weitere Geschichte von Hohenbudberg lesen Sie in der Freitagsausgabe der WZ Krefeld, die dem verschwundenen Dorf eine Extra-Seite widmet.