Der Niederrhein war sein Motiv: Franz Deselaers wäre 100 geworden
Die Bilder des Künstlers sind in den Heimatstuben zu sehen.
Krefeld. Wie gerne hätte Franz Deselaers sofort den Beruf des Malers ergriffen. Doch die Eltern bestanden darauf, dass er einer Tätigkeit nachgehen sollte, die Geld hereinbringt. Der junge Franz wurde Samtweber. Doch er konnte sein Talent, das schon während der Schulzeit in der Werkkunstschule auffiel, nicht auf Dauer unterdrücken oder verstecken. Der Hülser vervollkommnete es in der Freizeit. Das bedeutende Mitglied der niederrheinischen Künstlergilde hätte in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag gefeiert.
Ein Auszug aus dem Schaffen des Künstlers ist zurzeit in den Heimatstuben zu besichtigen. Aufgrund des runden Geburtstags des berühmten Kindes der Stadt hängen dort rund 40 Gemälde zur Ansicht. Die ersten fertigte er mit einfachen Wasserfarben an, die günstig zu haben waren. Für seine späteren Werke benutzt er auch Ölfarben.
Die Hülser Klausur war eines von Deselaers Lieblingsmotiven. „Er malte sie von außen und aus dem Innenbereich heraus“, berichtet Karl Heußen, Vorstandsmitglied des Hülser Heimatvereins. „Ein weiteres seiner Lieblings-Themen war die niederrheinische Landschaft.“
Die Zeit des Zweiten Weltkriegs verbrachte Deselaers als Soldat in Frankreich und später in Russland. „Vor allem die russische Landschaft mit ihrer Weite, ihren Steppen, Sümpfen und nicht eingedämmten Flüssen faszinierte ihn. So sind seine späteren Bilder oft noch durch Eindrücke und Erinnerungen aus dieser Zeit geprägt“, erzählt Heußen. „Als er gegen Ende des Krieges in russische Gefangenschaft geriet, half ihm seine Zeichenkunst durchzuhalten.“
1947 kehrte Franz Deselaers aus der Gefangenschaft nach Hause zurück. Trotz der nahezu unüberwindbaren Schwierigkeiten, die die Nachkriegszeit mit sich brachte, schaffte er es, sich Mal-Utensilien zu besorgen, um sein Schaffen wieder aufzunehmen. Hauptberuflich arbeitete er von nun ab als Maler und Lackierer und später in einer Sargfabrik in St. Hubert, um den Lebensunterhalt zu verdienen. Mittlerweile gehörten vier Töchter und ein Sohn zur Familie.
In dieser Zeit entstanden schöne Aquarelle, die ihn weit über Krefeld hinaus bekanntmachten. Er verewigte den Niederrhein mit seiner Weite, Dunst und Nebel, mit leeren Feldern, nassen Wintern oder sattem Grün im Sommer. Heußen: „Ab und zu finden sich auch weniger vertraute Motive wie Fischerboote, Häfen und kleine Dörfer, die Deselaers auf seinen Reisen durch Holland inspirierten.“
1947 trat der Maler dem Krefelder Künstlerkreis 45 bei. Ihm gehörten unter anderem die Künstler Carl Görgemanns, Hermann Kampendonk oder Richard Zimmermann an. „In seinen letzten Lebensjahren machte der Maler Deselaers erneut eine Entwicklung durch, die in seiner Maltechnik zum Ausdruck kommt. Die zarte Aquarellfarbe wird abgelöst von schwerer Deck- oder Acrylfarbe. Das Wesentliche der Landschaften wird durch Vereinfachung eindringlicher herausgearbeitet.“
Zahlreiche Ausstellungen hat der Künstler noch selbst bestückt, bevor er 1989 im Alter von 76 Jahren im Hülser Krankenhaus starb. In den Hülser Heimatblättern schrieb Heinz Blum vor 25 Jahren über Franz Deselaers: „Es heißt, dass der Prophet im eigenen Land nichts gilt.“