Wandern durch den Herbst
Der Verein „Frisch auf“ lud bei traumhaften Bedingungen zum 24.Volkswandertag.
Krefeld-Hüls. Die Sonne gibt ihr Bestes: Das Herbstlaub leuchtet in allen möglichen Farben, ein strahlend blauer Himmel überspannt Hüls - kurzum ein Wetter, von dem Wanderer träumen. Für den Wanderclub "Frisch auf" Hüls bietet der goldene Oktober die idealen Voraussetzungen für den 24. Internationalen Volkswandertag.
Doch es ist recht ruhig in der Ortsmitte von Hüls; dort, wo die Wochenendeinkäufe erledigt werden können, herrscht die samstägliche Betriebsamkeit. Sonst sind nur wenige Leute in den Straßen rund um die Burg zu sehen. Ein älterer Herr mit Schutzweste steht bereit, Autofahrer aus dem Herrenweg herauszuhalten und Ortsunkundigen den Weg zum Start zu weisen.
Seit drei Stunden könnten hier schon die Wandergruppen durch die Straßen ziehen, aber man sieht niemanden mit Wanderschuhen oder im "Outdoor-Dress". Wie gut, dass der freundliche Herr mit seiner Erklärung des Weges zum Heinrich-Joeppen-Haus, dem offiziellen Start, beweist, dass es heute den geplanten Volkswandertag gibt.
Der Ausgangspunkt der drei unterschiedlich langen Strecken des Volkswandertags ist optimal. Man kann sich hier stärken, plaudern, die Formalitäten erledigen - das heißt, seine Startkarte, die für den Versicherungsschutz gut ist, kaufen - am Ausgang gleich noch einmal für "kleine Mädchen" oder "Jungs" entschwinden und sich dann auf die Wanderung begeben.
Fleißige Helfer haben die Routen markiert und dafür rote Klebebänder mit der Aufschrift "Wanderweg" um Laternen- oder Schilderpfähle gewickelt. Schnell bekommt man einen Blick dafür, wo die nächste Markierung kleben müsste und man fühlt sich bald sicher auf dem richtigen Weg - aber ein bisschen einsam.
An der Ampel am Ende des Hülser Markts ist eine ältere Dame auf der gleichen Sechs-Kilometer-Runde unterwegs. Ein freundlicher Gruß, man kommt ins Gespräch und gemeinsam geht es in die Kempener Straße. Frau Li Muche aus Ratingen gehört zu den Stammgästen der Hülser Wandertage; sie ist von Anfang an dabei, also muss dies ihre 24. Runde um Hüls sein. Bis vor kurzem hat sie dabei stets die mittlere Runde von 12 Kilometer gewählt, aber seit einer Knieoperation ist die 77-Jährige zufrieden damit, wenigstens diese kurze Strecke genießen zu können. Ihr Mann marschiert gerade die Zwölfer-Tour. "Es ist nicht leicht, schöne kurze Strecken zu finden." Li Muche kennt sich mit der Organisation von Wanderungen aus und zollt den Hülser Wanderfreunden Lob für ihre Streckenführung.
Wir spazieren durch ruhige Wohnstraßen mit Gärten und kommen am Neuen Friedhof und dem Jüdischen Friedhof vorbei. "Da wird man mal auf etwas gestoßen. Denk mal nach." So sieht für die Ratinger Fachfrau eine interessante Wegführung im Ort aus. Man soll etwas sehen, etwas mitbekommen. Nur Kilometer abwandern und Stempel sammeln, aus dem Alter, gesteht sie schmunzelnd, sei sie schon längst heraus. Und doch ist sie noch jedes Wochenenden unterwegs.
Nicht so glücklich ist Heinz Decku, Vorsitzender des Wanderklubs, mit der Zahl der Wanderer - bei den traumhaften Bedingungen starteten gerade einmal 250 Personen. Die verteilten sich zum Großteil auf die beiden längeren Runden, die kleine war für Einzelgängerinnen.