Letzter Gang ins Kloster
Die Gemeinde St. Elisabeth feiert am Samstag ein Abschiedsfest – und versteigert Inventar und Bücher.
Krefeld-Inrath. Die langen Gänge sind menschenleer. Nur noch die Namensschilder über den einzelnen Türen erinnern an die ehemaligen Bewohner. "Manche der Zellen sind fast 20 Jahre lang nicht mehr geöffnet worden", erzählt Pater Julius. 1992 löste der Orden das Kapuzinerkloster an der Hülser Straße auf. Der heute 72-Jährige blieb, genau wie der Name für den roten Bau. "Adieu, Kapuzinerkloster" heißt es jetzt am kommenden Samstag. Mit einem Fest verabschiedet sich die Pfarre St. Elisabeth von Thüringen von dem ehemaligen Kloster.
Bekanntlich hat die Firma Siempelkamp vor knapp zwei Jahren das Gebäude gekauft. Ein Tagungszentrum mit Gästezimmern und Seminarräumen soll darin entstehen, wie Hartmut Meese, Leiter Liegenschaften bei Siempelkamp, erläutert,. "Das ist noch unter Vorbehalt." Ende dieses Jahres werde man offiziell mehr zu den Plänen sagen können. Er betont allerdings, dass Siempelkamp "einen ganz besonderen Wert darauf legt, die Außenfassade zu erhalten". Nur die Fenster würden aus energetischen Gründen ausgetauscht.
Das hört auch Pater Julius gern. Seit über 40 Jahren hat der Ex-Kapuziner in den altehrwürdigen Mauern seine Heimat. Acht bis neun Quadratmeter sind die Zimmer der Mönche groß gewesen. "Als einziger hatte ich aber eine Doppelzelle", erzählt der gebürtige Schwarzwälder und lacht verschmitzt.
Lediglich die Kirche verbleibt der Gemeinde, der Rest geht an Siempelkamp. Deshalb ist in den Räumen jetzt Ausmisten angesagt. Neben einer Besichtigung steht am Samstag auch eine Versteigerung auf dem Programm. An einigen Türen hängen grüne Zettel, die verraten, was sich in der Zelle verbirgt. Schreibtische, Schränke oder auch einmal eine jahrzehntealte, schnuckelige Nähmaschine von Pfaff. "Die haben wir früher noch selbst benutzt", erinnert sich Pater Julius, der den vielen fleißigen Helfern dankt, die in den vergangenen Wochen die Räume auf Vordermann gebracht haben.
Gleich über drei Etagen erstreckt sich die Bibliothek. Rund 50.000 Bände, natürlich hauptsächlich theologischer Natur, verstauben dort. Fast 150 Jahre haben einige der Schinken auf dem Buckel. Dazu gibt es aber auch komplette Zeitschriften-Jahrgänge aus den 1960er-Jahren. Der Versuch, den kompletten Bestand zum Beispiel an eine Hochschule zu geben, scheiterte zum Leidwesen des Paters. Jetzt können Besucher am Samstag zuschlagen.
Dass er jetzt noch einmal umziehen muss, stört Pater Julius nicht. "Ein Träne im Knopfloch? Die habe ich nur, weil es noch nicht mit unserem Neubau losgeht." Da habe es bürokratische Hürden gegeben, äußert er sich vorsichtig auf die Frage nach dem Warum. "Sowohl von Seite des Bistums als auch der Stadt." Hermann Horstkamp vom Kirchenvorstand hält sich ebenfalls mit Kritik zurück, hat aber frohe Kunde. "Die Baugenehmigung bekommen wir Anfang Oktober. Im zweiten Quartal 2010 kann es losgehen." Dann heißt es endgültig Abschiednehmen vom Kloster...