Dichterin Johanna Overdick - „Wir haben es geliebt, das graue Mäuschen“
Overdick war als erste Frau Mitglied im Mundart-Kreis 23.
Krefeld. Was für eine Überraschung: Zur Erinnerungsveranstaltung für Johanna Overdick, die man nur „Hannche van´t Ennert“ nannte, brachte der Inrather Wolfgang Kruse eine frühe Publikation mit einer Widmung der Autorin mit. Es war das Erstlingswerk von Johanna Overdick, 1960 unter dem Titel „Tösche Brock on Feld“ erschienen. In der Widmung, die Hannche van’t Ennert an ihre Tante Ette schrieb, lässt sich erahnen, was die bescheidene Mundartdichterin am Platt so faszinierte. Da heißt es: „Os Platt hät le-iwe, sennije Tüen, kann wies on trurig on monter si-en“ — unser Platt hat liebe sinnige Töne, kann weise und traurig und munter sein.
Sieben Akteure, unterstützt durch vier Musiker, stellten die liebenswerte Johanna Overdick (1899-1976) jetzt in der Volkshochschule vor. Die Veranstaltung mit dem Titel „Dat krieewelche Hert“ hatte der Arbeitskreis Mundart im Verein für Heimatkunde vorbereitet.
Der Schwerpunkt des Abends lag unter anderem auf der Inrather Heimat der Dichterin, die als erste Frau Mitglied im Mundart-Kreis 23 wurde und außerdem viele Jahre lang dem Club Krefelder Autorinnen und der Vereinigung niederrheinischer Mundartschriftsteller angehörte.
Dieter Brendgens, der mit Walter Langer seit anderthalb Jahren als „Krieewelsche Fente“ musiziert, hatte für die Veranstaltung fünf Gedichte vertont. Begleitet wurde er von Alfred Kappes am Klavier und Jupp Genender an der Gitarre.
Durch die Veranstaltung führte Heinz Webers, der sich mit dem Leben der Dichterin ausführlich befasst hat.
Johanna Overdick wohnte zeitlebens am Inrath und war 20 Jahre lang als Sekretärin an der Textilingenieurschule, der Vorgängerin der Hochschule Niederrhein, tätig. Im 2007 erschienenen Buch „Mundart in Krefeld“ findet sich ein ausführliches Porträt der Dichterin.
Dort wird auch einer der damaligen Studenten der Hochschule zitiert: „Wir haben sie geliebt, das liebe graue Mäuschen. Für sie waren alle Mitmenschen wichtig, nur sich selbst nahm sie immer zurück. Sie war ein großartiger Mensch.“ Am 16. Oktober 1976 gab die WZ den Tod der Dichterin bekannt und schrieb: „Sie kannte die Seele des Volkes. Ihre Lyrik ist die schönste, die je in Krefelder Mundart geschrieben worden ist.“ Der Krefelder Rat gab 1984 einer Straße in der Nähe des Hülser Bruchs, den Johanna Overdick so liebte, den Namen Hannchensdyk.