Verwaiste (Häuser-)Schmuckstücke zu verkaufen
Zahlreiche Bauten der Stadt stehen zum Verkauf. Die WZ stellt drei der charmantesten Häuser vor.
Süd/Inrath. Anke Illbruck vom Zentralen Gebäudemanagement der Stadt zieht einen riesigen Schlüsselbund aus der Tasche, das passende Stück fürs Schloss findet sie auf Anhieb. Die Türen zum denkmalgeschützten Bau öffnen sich und geben den Blick in einen hellen Raum frei, durch dessen große Fenster das Licht fällt. „Das war früher die Aula“, erklärt Illbruck. „Ein toller Raum.“ Im ehemaligen Klassenzimmer auf der anderen Seite des Flurs lagern Computerbildschirme in einer Ecke, ein paar Treppenstufen höher baumelt ein riesiger Walfisch aus Stoff von der Decke. Die mit Kreide gekritzelten Englisch-Vokalbeln an der Tafel sind immer noch gut entziffern.
Vor rund drei Jahren hat die Stadt die Türen der Konrad-Görtz-Schule für immer verriegelt, seitdem steht das denkmalgeschützte Schulgebäude leer. Mehr als 125 Jahre ist der Bau alt, das zweigeschossige Vorderhaus hat bereits rund 170 Jahre auf dem Buckel. In dem kleinen, fast schon verwunschen wirkenden Bau an der Inrather Straße 224 sei die Schule anfangs untergebracht gewesen, berichtet Illbruck. Später kam der Anbau hinzu.
Boris Joswig und Anke Illbruck, die in Krefeld für den Verkauf der städtischen Gebäude zuständig sind, hoffen, dass die Räume bald einen neuen Eigentümer finden. Obwohl das Haus noch nicht offiziell zum Verkauf steht, gibt es bereits Interessenten für den Bau. „Ideen gibt es jede Menge“, sagt Illbruck. Vorstellbar sei zum Beispiel, auf den 2687 Quadratmetern eine Pflegeeinrichtung unterzubringen.
Vorsichtig testet Illbruck mit der Fußspitze den Zustand der alten Holzdielen mit denen die ehemaligen Klassenzimmer ausgelegt sind. Die seien nicht mehr in der besten Verfassung und müssten ersetzt werden, gibt sie offen zu. Der Orkan Kyrill hatte 2007 Teile des Daches abgedeckt. Dadurch konnte Wasser ins Gebäude eindringen. Die Dielen verzogen sich. Das Dach ist längst repariert. „Und auch sonst ist das Gebäude in sehr gutem Zustand. Selbst die Heizungsanlage ist relativ neu“, sagt sie. Dass das Gebäude unter Denkmalschutz stehe, sei kein Problem. „Die Angst in ein Denkmal zu investieren, hat deutlich abgenommen, weil Eigentümer Fördermittel beantragen können“, erklärt auch Joswig.
Am Deutschen Ring 89 und 90, findet sich ein weiteres Schmuckstück, für das die Stadt Krefeld einen Käufer sucht: Das ehemalige Geschäftshaus, das aus dem Jahr 1895/1896 stammt, steht seit einigen Jahren leer. Ein charmantes Gebäude, mit hohen Decken und hohen Fenstern und einem wunderschönen Treppengeländer, das sich durchs luftige Treppenhaus bis ins Dachgeschoss schlängelt. Allerdings haben Kupferdiebe im gesamten Haus Leitungen aus den Wänden gerissen, die Heizkörper fehlen ebenfalls. Außerdem messen die Zimmer in der Regel nicht mehr als 50 Quadratmeter, die Toiletten liegen auf der anderen Seite des Flurs. Boris Joswig kann sich vorstellen, aus der Not eine Tugend zu machen und auf den 553 Quadtrametern Studentenwohnungen unterzubringen. Auch dafür können Investoren Fördermittel abrufen.
Auch die ehemalige Samtweberei an der Lewerentzstraße soll den Besitzer wechseln. Die Stadt als Eigentümer vermarktet das Gebäude gemeinsam mit der Wohnstätte. Leer steht das Jugendstilhaus aus dem Jahr 1890 seit die Verwaltung dort vor einigen Jahren ihre Büros aufgegeben hat. In den Räumen liegt noch der Teppichboden, die Türschilder verweisen auf Mitarbeiter, die längst an einem anderen Ort untergebracht sind.
Angesichts dieses Gebäudes gerät auch Joswig in Schwärmen: „Hier kann ich mir auch hochwertiges Wohnen vorstellen“, erklärt er. Dafür brauche es allerdings einen Investor, der bereit sei, Geld in die Hand zu nehmen. Was sich aus dem Bau machen lässt, wird in einem abgelegenen Teil des Gebäudes deutlich. Hier wurden Tapeten und Putz von den Wänden geschlagen. Überlebt haben nur der rohe Backstein und die Holzdecke. Ein großer heller Raum ist entstanden — ein Raum zum Träumen.