Weihnachten in der Ferne
Die Italienerin Carlotta Sebastianis verbringt Weihnachten 2010 in Krefeld — in ihrer Heimat ein Fest mit viel weniger Stress.
Krefeld-Kliedbruch. In Italien feiert man Weihnachten anders, erzählt Carlotta Sebastianis. Die 16-Jährige aus Udine lebt seit drei Monaten als Austauschschülerin des AFS Interkulturelle Begegnungen bei den Hurters in Kliedbruch.
Am ersten Feiertag trifft sich die ganze Familie mit Kindern, Eltern, Großeltern, Tanten, Onkeln, Cousinen und Cousins zum gemeinsamen Mittagessen. Doch das kennt Carlotta kaum aus eigener Erfahrung: Sie ist ein Einzelkind, ihre Großeltern leben in Afrika, und ihre Eltern fahren über Weihnachten lieber in die Wärme. Trotzdem weiß die junge Dame, dass Weihnachten in ihrer Heimat mit weit weniger Stress verbunden ist als hierzulande.
Wenn auch das Weihnachtsessen in großer Runde stattfindet, so ist das Menü selber nichts Besonderes: Als ersten Gang gibt es Pasta, Risotto, Gnocchi oder Polenta, dann Fleisch, Fisch oder Geflügel. Nur beim Dessert gibt es etwas Spezielles: das Panettone — eine Arte süßes Brot.
Geschenke spielen in Italien keine große Rolle, es gibt nur Kleinigkeiten. Der Tag für Geschenke ist in Italien der 6. Januar, der Tag der Befana. Der ähnelt dem Nikolaustag, da „liebe“ Kinder Süßigkeiten erhalten und „böser“ Nachwuchs Kohlen bekommt. Doch das nimmt man nicht so ernst, denn es gibt auch Süßigkeiten in Kohlenform.
Die Legende erzählt, dass die alte Frau Befana das Jesuskind sucht und Kinder, die sie dabei trifft, beschenkt. Die Adventszeit sieht in Italien ebenfalls anders aus. Es gibt weder Adventskerzen noch -kalender. Weihnachtsmärkte kennt man nicht, doch wer in Grenznähe lebt, fährt nach Österreich — und so kennt Carlotta den Markt in Klagenfurt.
Als Weihnachtsbaum reicht den Italienern meist einer aus Plastik. Der darf aber gern Raumhöhe besitzen. Recht ungewöhnlich ist für Carlotta bei ihrer ersten Advents- und Weihnachtszeit in Krefeld der viele Schnee — aber damit steht sie nicht alleine da.