Schule Gewalt mit Hand und Bärenstimme stoppen
Projekt: Grundschüler der Lindenschule sollen „Gewaltfrei lernen“.
Lindental. Nicht etwa Deutsch, Mathe oder Sport, sondern „Gewaltfrei lernen“ steht momentan bei den Grundschülern der Lindenschule regelmäßig auf dem Stundenplan. Das Trainingskonzept zur Förderung des sozialen Lernens, von Teamwork und Konfliktfähigkeit setzt vor allem auf eines: Bewegung. Und deshalb wird in der Turnhalle der Lindenschule auch gerannt, getobt — und wenn Konfliktpädagogin Monika Seibert es sagt — auch mal spielerisch geschubst.
„Unser Ziel ist es, Kinder wortstark und selbstbewusst zu machen“, erklärt Seibert das Konzept des Kölner Fördervereins „Gewaltfrei lernen“. So dass sie kleine Probleme auf dem Schulhof, Spielplatz oder im Kinderzimmer alleine lösen und bei großen Problemen wissen, wo sie Hilfe bekommen können. Denn: „Kinder schlagen oft aus Hilflosigkeit zu“, weiß Seibert, die bis vor zwei Jahren selbst als Sportlehrerin gearbeitet hat. „Vielen wird von zuhause nicht vorgegeben, was geht und was nicht.“
Umso wichtiger sei es, auch Lehrer und Eltern für das von der Sparda Stiftung West geförderte Projekt ins Boot zu holen, betont Claudia Gehlings, Schulleiterin an der Lindenschule. Bei einem Infoabend sei Eltern deshalb das Konzept vorgestellt worden, das ihren Kindern „Tipps und Tricks an die Hand geben soll, wie sie sich in Auseinandersetzungen friedlich und freundlich verhalten“. Und natürlich soll am Ende des dreiwöchigen Projekts nicht wieder alles Gelernte in Vergessenheit geraten: „An unserer Schule soll es deshalb eine AG geben, die sich auch weiter mit gewaltfreiem Lernen auseinandersetzt“, erklärt Gehlings.
Denn: „Überall, wo Kinder zusammenkommen, gibt es Konflikte“, sagt die Schulleiterin. Dabei sei Mobbing an der Grundschule noch kein so großes Problem wie an weiterführenden Schulen: „Mobbing ist ja sehr bewusst, gezielt und langwierig, während es bei uns auf dem Schulhof eher um kurzweiliges Spaßärgern geht. Eine Stunde später ist meistens alles wieder gut.“
Trotzdem: Auch an Grundschulen seien Ausgrenzung und Respektlosigkeit zunehmend ein Thema, weiß Konfliktpädagogin Monika Seibert. Schon deshalb funktioniere das Projekt nur, wenn in der Schule alle an einem Strang ziehen. Dafür gibt sie den Kindern etwa die Stophand, den bohrenden Blick oder die Bärenstimme mit auf den Weg — „damit auf dem Schulhof auch alle die gleiche Sprache sprechen“.