Heftige Kritik wegen Kahlschlags am Riddershof
Die Stadt hat den Grüngürtel an der Wohnsiedlung stark zurückgeschnitten. Das ärgert den Anwohner Jan-Georg Simon.
Dießem. Gerne spaziert Jan-Georg Simon durch den Grüngürtel und über den Spielplatz entlang der Wohnsiedlung Am Riddershof in Dießem. "Sie wird von mir und den Nachbarn als grüne Lunge angesehen. Es macht Spaß, die Vögel beim Nisten zuzusehen", sagt Simon.
Mit Entsetzen stellte er in diesen Tagen fest, dass das Grünflächenamt die Sträucher und Bäume innerhalb weniger Tage stark zurückgeschnitten hat. "Das kommt einem totalen Rückschnitt gleich. Auf unseren Hinweis, dass damit der bislang einzigartigen Vogelwelt jegliche Nist- und Versteckmöglichkeiten genommen werde, bekam ich von den Mitarbeitern gesagt, es sei ja keine Nist- und Brutzeit."
Nun fragt sich Jan-Georg Simon, ob innerhalb der nächsten 14 Tage bis zum Beginn der Nist- und Brutsaison (so sei es von den Mitarbeitern formuliert worden) das nötige Gehölz für das Nisten und Brüten der Vögel wieder vorhanden sei .
"Nach unserem Laienwissen wird es mindestens einige Jahre dauern, bis wieder soviel Gehölz nachgewachsen ist, dass sich für Vögel wieder Nist- und Brutmöglichkeiten ergeben", sagt Simon. Der Vogelkenner hat in dem Grüngürtel Rotkehlchen, Heckenbraunellen, Zaunkönig, Gartenrotschwanz, verschiedene Meisenarten, Amseln und als Durchzugsgäste Buntspechte und Eichelhäer beobachtet.
Was ihn zusätzlich wurmt: Der Lärmschutz zwischen Neuer Ritterstraße und Bahnstrecke sei beeinträchtigt. "Wir fallen derzeit durch den nächtlichen Güterbahnverkehr fast aus dem Bett. Man hat das Gefühl, dass diese Züge am Bett entlang fahren."
Von den städtischen Bediensteten fühlt sich der Dießemer schlecht behandelt. "Auf meine Frage während der Abholzungsaktion meinte der offensichtlich Verantwortliche zu seiner Truppe: 'Lasst den doch reden' - was ich auch als Beleidigung betrachte. Als langjährige Gartenbesitzer wissen wir, dass Gehölze zwar von Zeit zu Zeit aus gelichtet werden müssen, allerdings nicht in dieser Form."
Matthias Pasch ist Ingenieur im Grünflächenamt für den Südbezirk. Er verteidigt die Abholzung. "Wir sind sogar von den Anwohnern aufgefordert worden, tätig zu werden, weil die Sträucher und Bäume über die Grundstücksgrenzen hinaus gewuchert waren."
Damit sich die Vegetation verjüngt, sei ein regelmäßiger Rückschnitt nötig. Von einem Kahlschlag könne aber keine Rede sein. "Wir haben einige brüchige und abgestorbene Bäume abgeschnitten. Viele sind aber stehengeblieben. Die Leute werden sich wundern, wie sich die Fläche im Mai oder Juni darstellt."