TuS Gellep Kicken mit der Ü60: Einmal von den Alten lernen

Wie rollt der Fußball eigentlich, wenn ein 18-Jähriger gegen die Ü60-Mannschaft aus Gellep-Stratum kickt? Ein Selbstversuch.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Der Ball läuft perfekt. Erst im Dreieck, dann im Viereck. Und der Kreis auf dem Rasenplatz wird größer und größer. Jeder Spieler macht sich anders für das wöchentliche Training bereit. Die einen laufen den Platz rauf und runter, andere dehnen sich am Kleinfeldtor. Fit sind sie alle. Und das mit über 60.

Die Ü60-Mannschaft des TuS Gellep ist einzigartig in Krefeld und Umgebung. Kein anderer Fußballclub hier hat aktive Spieler von 60 Jahren plus. Das Gros der zwölf kickt bereits seit Jugendzeiten in Gellep. Vor gut 50 Jahren gestartet, rollte der Ball für viele bis zur Alt-Herren-Mannschaft, „doch auch da wird man irgendwann zu alt für“, sagt Georg Steuten, Gründer der damaligen Ü50. Seit vier Jahren gibt’s bereits das Ü60-Team.

Nur: Heute ist irgendetwas anders. Das erkennen die Mitspieler auch ohne Brille, die sie, na klar, zu Trainingsbeginn abgelegt haben. Mit 18 Jahren drücke ich den Altersdurchschnitt deutlich, normalerweise stehe ich mit den Spielern der A-Jugend des Hülser SV auf dem Platz. Mit Männern zu kicken, die schon länger Fußball spielen, als die Bundesliga existiert, ist für mich etwas Besonderes.

Nach dem Aufwärmen geht’s ans Eingemachte. Der Ball rollt. Ein Pass nach hinten, ein Ball in die Spitze — Tor! Der Ehrgeiz hat jetzt jeden gepackt, gewinnen wollen alle. Schnell spüre ich, dass rund 45 Jahre weniger in den Knochen auf dem Platz egal sind. Wer denkt, das Duschen nach dem Training könne man sich heute sparen, liegt gehörig schief. Feste Positionen gibt es auf dem Platz nicht, wir sind ständig in Bewegung. Schon nach einer Viertelstunde muss ich beim Einwurf einmal tief durchatmen . . .

Mit der Ü50 Mannschaft nahmen die Kicker aus Gellep-Stratum noch an einer Spielrunde im gesamten Niederrheingebiet teil. Heute ist es für sie außerhalb des Trainingsplatzes schon schwieriger, Gegner in ihrer Altersklasse zu finden. „Im Kreis befinden sich keine Teams unserer Altersklasse. Manchmal treffen wir uns mit Mannschaften aus Rhede oder Mülheim“, sagt Steuten. Doch das nimmt ihnen nicht die Freude am Fußball.

Ein Mitspieler hat heute einen Trainingsanzug an, der gut und gerne an die 80er-Jahre erinnert. Fußballerisch steht jedoch keiner im Abseits vergangener Tage. Eine Pause gibt es nie. Bei wem der Körper mitmacht, der kommt — und das jede Woche. „Natürlich merkt man das Training am nächsten Tag und ist ein wenig angeschlagen, aber bis zur nächsten Woche ist das wieder vergessen“, sagt Steuten.

Nach 60 Minuten ist Abpfiff — am Ende gab’s doch einige Gegentore für mein Team, wie ein Verlierer fühlt sich trotzdem niemand. Bei einem kühlen Bier wird dann noch gequatscht, bevor es wieder nach Hause, zu den Frauen, geht. Die finden das regelmäßige Fußballtraining übrigens super, wird mir versichert. Für mich geht es nun wieder zurück in die A-Jugend. Dreimal die Woche steht dann Training auf dem Programm — damit ich in 40 Jahren auch noch so fit bin wie die Ü60er aus Gellep-Stratum.